Wie das wahre IKIGAI dein Coaching verändert
IKIGAI als Schlüssel zur Tiefe im Coaching
In der Welt des Coachings gibt es zahllose Tools, Frameworks und schnelle Lösungen – oft gut gemeint, jedoch an der Oberfläche bleibend. Diagramme mit klaren Schritten und Erfolgsschablonen versprechen viel, doch wahre Veränderung braucht mehr: Tiefe. Klarheit. Sinn. Genau hier zeigt sich die Kraft des wahren IKIGAI.
IKIGAI, häufig als „Sinn des Lebens“ übersetzt, hat im Westen Popularität gewonnen. Was viele nicht wissen: Das echte IKIGAI ist weit mehr als ein simples Venn-Diagramm. Es ist eine innere Haltung, ein fortlaufender Prozess und vor allem eine Einladung, tiefer zu gehen. Im Coaching schafft IKIGAI einen Raum, in dem Klient und Coach ihr volles Potenzial entfalten können – jenseits von Oberflächlichkeiten und schnellen Patentlösungen.
Von starren Schablonen zu tiefer Klarheit
Frameworks können helfen – sie schaffen Überblick, wenn schnelle Entscheidungen anstehen. Auch die bekannte, spanische Venn-Diagramm-Variante (häufig fälschlich als „Ikigai“ verbreitet) hat ihren Platz: Sie sortiert Optionen im Außen. Für tiefe Lebensfragen reicht sie nicht. Drei Gründe:
Pauschale Annahmen: Alle Menschen werden in dieselbe Matrix gepresst.
Generische Antworten: Das Diagramm liefert ein Ergebnis, das „für alle gilt“ – nicht für dich.
Fokus auf Tun: Es zielt auf kurzfristige Entscheidungen („Was tue ich als Nächstes?“), nicht auf Sinn, der durch gelebte Werte entsteht.
Das wahre IKIGAI arbeitet auf einer anderen Ebene.
Es führt weg von austauschbaren Schablonen hin zu echten, individuellen Antworten auf die wichtigen Fragen des Lebens:
Was macht dich aus, wenn du einmal nicht leistest?
Was sind deine Wurzeln, deine Werte – und wie kannst du auf Basis deiner Werte Sinn verwirklichen?
Was macht dich einzigartig? Wie kannst du auch herausfordernden Lebensmomente mit Sinn betrachten?
Wo liegt der Sinn in deinem Leben und in deinem Schaffen?
Für Coaches bedeutet das: Mit Ikigai schaffst du einen Raum, in dem echte Klarheit entstehen kann. Es geht nicht darum, vorgefertigte Lösungen anzubieten, sondern vielmehr darum, gemeinsam mit deinem Klienten zu erforschen, was wirklich zählt – eine Verschiebung vom bloßen Tun hin zum Sein des Klienten.
Leitfragen im IKIGAI-Coaching
Was bleibt, wenn alles Tun wegfällt? Wer bist du dann? Wer bist du in stillen Momenten?
Welche deiner Wurzeln und Werte tragen dich – auch unter Druck, in Veränderungen und bei Herausforderungen?
Was macht dein Leben jetzt schon lebenswert – ohne dass du etwas dazu tun musst? Denk’ auch an die kleinen Dinge im Leben.
Wie kannst du Sinn verwirklichen, indem du deine Werte ganz konkret im Alltag lebst?
Welche Werte möchten mehr Platz in deinem Leben bekommen?
Was macht dich einzigartig – und wie kannst du auch schwierige Lebensmomente in diese Frage integrieren?
Das Venn-Diagramm von Andrés Zuzunaga. Es ist “spanischen” - nicht japanischen Ursprungs und hat nichts mit der japanischen Bedeutung von Ikigai zu tun,
Diese Modelle funktionieren gut für schnelle Entscheidungen und als Ratgeber in Situationen, in denen ein Jobwechsel ansteht. Aber wenn es darum geht, den Sinn des Lebens zu finden, zu wissen, wer wir wirklich sind und was uns ausmacht, können sie aufgrund ihrer Begrenztheit nicht weiterhelfen:
Sie passen alle über einen Kamm.
Sie liefern schnelle Antworten, aber keine echten Erkenntnisse.
Sie verhindern Tiefe, weil sie auf „Ergebnisse“ ausgerichtet sind – und nicht auf Sinn und Transformation.
Das wahre IKIGAI löst diesen Knoten. Es führt weg von austauschbaren Schablonen und hin zu echten, individuellen Antworten:
Was treibt dich wirklich an?
Was macht dich einzigartig?
Wo liegt der Sinn in deinem Leben und deiner Arbeit?
Für Coaches bedeutet das: Mit Ikigai schaffst du den Raum, in dem Klarheit entstehen kann. Es geht nicht darum, vorgefertigte Lösungen anzubieten, sondern gemeinsam mit deinem Klienten zu erforschen, was wirklich zählt.
Wie wahres IKIGAI Coaching verändert
Es schafft Tiefe statt Oberflächlichkeit
Wahres IKIGAI zwingt uns, die Oberfläche zu verlassen und die tieferliegenden Fragen zu stellen. Es fordert uns auf, das „Warum“ zu erkunden, nicht nur das „Wie“.
Es verbindet Klarheit mit Kreativität
Ikigai ist kein Korsett – es ist ein Weg, der Klarheit gibt, ohne Einzigartigkeit oder Kreativität zu ersticken. Es erlaubt Coaches und Klienten, ihre individuelle Richtung zu entdecken.
Es richtet aus
Viele Klienten kommen ins Coaching, weil sie „suchen“. Sie fühlen sich verloren, erschöpft oder einfach ziellos. Mit Ikigai finden sie nicht nur Antworten, sondern Ausrichtung – Klarheit für ihre nächsten Schritte und ein tieferes Verständnis für ihr Leben.
Es schafft nachhaltige Transformation
Eine Erkenntnis, die aus der Tiefe kommt, hält. Was mit Ikigai entsteht, ist keine oberflächliche Lösung, sondern eine innere Klarheit, die zu echter Veränderung führt.
Die Essenz von IKIGAI: Mieko Kamiyas Perspektive
Die japanische Psychiaterin Mieko Kamiya – die Begründerin der Ikigai-Psychologie – definierte Ikigai als all das, was unser Leben lebenswert macht. In ihrer Forschungsarbeit mit Leprakranken fand sie heraus, dass das Empfinden von ikigai-kan (dem Gefühl, dass das Leben lebenswert ist) davon abhängt, ob bestimmte innere Bedingungen erfüllt sind. Sie identifizierte sieben zentrale „Bedürfnisse“ bzw. Dimensionen der Sinnhaftigkeit, die unser Ikigai beeinflussen.
Lebenszufriedenheit
Das Gefühl, dass das eigene Leben sich in eine gute Richtung entwickelt und insgesamt erfüllend ist. Kamiya betrachtete dies als fundamentalstes Ikigai-Bedürfnis.
Wachstum und Veränderung
Der Wunsch nach persönlicher Weiterentwicklung und neuen Erfahrungen. Menschen wollen Stagnation und Langeweile vermeiden; fühlt sich das Leben festgefahren an, wächst das Bedürfnis nach Veränderung. Mieko Kamiya betonte: Wachstum gelingt nur, wenn wir Veränderung zulassen und aktiv suchen – sie tat dies in ihrem Leben durch Beobachtung und ständiges Hinterfragen bis hin zum Ringen mit Gott.
Eine hoffnungsvolle Zukunft
Die Erwartung, dass das Leben sich positiv weiterentwickelt und Zukunft bereithält. Dieses Bedürfnis nach einer „Bright Future“ gibt Halt in schwierigen Zeiten. Wer darauf vertrauen kann, dass die Zukunft Gutes bringt, meistert Alltagskämpfe und Krisen leichter. Wichtig sind sowohl kurzfristig erreichbare Ziele als auch längerfristige Lebensvisionen – sie nähren Hoffnung und eröffnen einen Sinnhorizont.
Resonanz
Das Gefühl von Verbundenheit mit unserer Umgebung und mit Mitmenschen. Diese Dimension steht für soziale Resonanz – den Wunsch, bedeutsame Beziehungen zu haben, gesehen und angenommen zu sein. Es geht darum, sich im Einklang mit seinem Umfeld zu erleben. Mieko Kamiya fand: Sich einem geliebten Menschen oder einer Aufgabe hinzugeben – Liebe zu geben und zu empfangen – ist eine verlässliche Quelle von Ikigai.
Freiheit
Das Empfinden von Autonomie und Selbstbestimmtheit im eigenen Leben. Kamiya verglich die Beziehung zwischen Freiheit und Ikigai mit der zwischen Luft und Atmen – wir merken erst, wie wesentlich sie ist, wenn sie fehlt. Trotz äußerer Einschränkungen besitzen wir die Fähigkeit zu wählen und unsere Haltung zu bestimmen. Diese Wahlfreiheit ist unentbehrlich für Ikigai. Wir können uns sogar entscheiden, zeitweise auf Freiheit zu verzichten, um später größere Freiheit zu gewinnen, oder aus Liebe eigene Freiräume abzugeben – gerade das sind bewusste Akte der Freiheit. Das Gefühl, aus eigenem Willen zu handeln, nährt Ikigai stark.
Selbstverwirklichung
Das Bedürfnis, sich selbst zu entfalten und einer persönlichen Mission zu folgen, die nur man selbst in dieser Form erfüllen kann. Hier tritt unser einzigartiges Ikigai hervor – das, was nur wir beitragen können. Dieses Bedürfnis ist erfüllt, wenn wir Tätigkeiten verfolgen, die Ausdruck unseres unverwechselbaren Potenzials sind. Kamiya betonte: Nicht nur „besonders Begabte“ leisten solche Beiträge; jeder Mensch kann das – durch ein kleines kreatives Projekt, Handwerk, Fürsorge oder eine andere Passion. Dies beobachtete Mieko Kamiya sogar bei an Lepra erkrankten Menschen in Deportation.
Sinn und Wert
Das tiefe Verlangen, Bedeutung im eigenen Dasein zu sehen und den Wert des eigenen Lebens zu bestätigen. Kamiya beobachtete: Jeder Mensch – bewusst oder unbewusst – ringt fortwährend mit der Sinnfrage. „Wofür lebe ich?“, „Bin ich es wert, zu existieren?“ – insbesondere in Krisen oder im Alter tauchen diese Fragen auf. Finden wir darauf lebensbejahende Antworten, empfinden wir Sinn; bleiben sie aus, drohen Leere und Frustration. Viele Menschen stützen sich hier auf größere Glaubenssysteme, philosophische Haltungen oder Gemeinschaft: Religiöser Glaube, spirituelle Praxis oder das Gefühl, gebraucht und geschätzt zu werden, können die Sinnfrage beantworten. Dieses Bedürfnis nach Sinn und Wert durchdringt letztlich alle vorangehenden Dimensionen – es ist das dauerhafte Bemühen, das eigene Leben als bedeutsam zu erfahren.
IKIGAI als dynamischer Prozess
Mieko Kamiya betrachtete Ikigai nicht als statisches Konzept (wie ein Venn Diagramm etwa), sondern als einen dynamischen Prozess der persönlichen Entwicklung und Reife. Sinn entsteht nicht durch einmalige Antworten, sondern durch das fortwährende Reflektieren und Gestalten des eigenen Lebens. Sie selbst erlebte Verlust im Leben, ihr Antrieb war die Frage:
Wie können wir Sinn wieder finden, nachdem wir ihn einmal verloren haben? So schrieb sie es in ihre Tagebücher.
In ihren Forschungen über Ikigai war sie im Besonderen inspiriert von der Arbeit von Viktor E. Frankl, aber auch von Philosophen wie Michel Foucault und Marcus Aurelius.
„Für die Menschen gibt es nichts anderes als ikigai, um das Leben voll zu leben. Daher gibt es keine größere Grausamkeit, als Menschen ihres ikigai zu berauben.“
Die Integrationsfähigkeit von IKIGAI mit therapeutischen Ansätzen
IKIGAI entfaltet seine größte Wirkung, wenn es mit bewährten psychologischen und therapeutischen Schulen verbunden wird. Im Kern bringt es Werte, Sinn, Achtsamkeit, Resonanz, gelebte Erfahrung und narrative Tiefenarbeit zusammen – alles Elemente, die in Logotherapie, humanistischen, verhaltenstherapeutischen und achtsamkeitsbasierten Ansätzen bereits angelegt sind. Was folgt, ist ein praxisnaher Überblick, wie sich IKIGAI in verschiedene professionelle Kontexte integrieren lässt.
1. Logotherapie – Sinn und Werte als Grundlage
Verbindung: Viktor E. Frankls Logotherapie zeigt, dass Menschen selbst unter widrigen Bedingungen Sinn erleben können, wenn sie eine zugewandte innere Haltung und tragende Werte finden. IKIGAI ergänzt dies, indem es fragt: „Was macht dein Leben lebenswert – auch jetzt?“ Das Erleben von Ikigai-kan (dem subjektiven Sinn-Gefühl) entspricht in seiner Tiefe Frankls Beschreibung eines erlebten Bedeutungszusammenhangs.
„Es gibt zwei Möglichkeiten, das Wort „Ikigai” zu verwenden: Es kann sich auf die Quelle oder das Objekt des Lebenswerts beziehen, wie in „Dieses Kind ist mein Ikigai”, oder es kann sich auf den geistigen Zustand des Gefühls des Ikigai beziehen. Letzteres ist das, was Frankl den „Sinn des Sinns” nennt. Ich werde ihn „Ikigai-Kan” nennen, um ihn von dem ersteren „Ikigai” selbst zu unterscheiden.“
Integration im Coaching:
Werte klären: Persönliche Werte identifizieren und mit konkreten Lebensvollzügen verbinden – Sinn entsteht durch ihre Verwirklichung im Alltag.
Existenzielle Reflexion: Fragen nach Warum und vor allem Wozu stellen; Verantwortung für das eigene Leben übernehmen; Sinn auch im Leiden erkunden.
2. Gestalttherapie – Metaphern & Kintsugi als Tür zur Erfahrung
Verbindung: Gestalttherapie arbeitet mit Bildern, Kontakt im Hier-und-Jetzt und der Würdigung dessen, was auftaucht. Die japanische Kunst Kintsugi – Bruchstellen mit Gold sichtbar heilen – spiegelt die innere Haltung des Ikigai: Verletzlichkeit anerkennen und als Quelle von Wert und Schönheit integrieren.
Integration im Coaching:
Kintsugi-Metapher: Krisen, Verluste, Brüche als „vergoldete Nähte“ in der Biografie würdigen – nicht verdecken, sondern sichtbar integrieren. (vgl. dein Kursmaterial zur Verbindung Ikigai–Kintsugi).
Hier-und-Jetzt-Kontakt: Gegenwärtige Empfindungen als Ikigai-Hinweise nutzen: Was fühlt sich lebendig an? Was fehlt? Präsenz macht Sinnquellen erlebbar.
3. DBT (Dialektisch-Behaviorale Therapie) – Achtsamkeit & Skills
Verbindung: DBT stärkt Regulierung und Achtsamkeit; sie schafft den „Raum zwischen Reiz und Reaktion“. IKIGAI braucht genau diesen Raum, damit innere Sinnsignale hörbar werden.
Integration im Coaching:
Achtsamkeit & Akzeptanz: Gegenwärtige Erfahrung annehmen (auch Unbehagen). Diese Offenheit lässt Ikigai-Momente und Wertehinweise auftauchen.
Selbstregulation über Sinnanker: In emotional intensiven Situationen auf persönliche Ikigai-Quellen zurückgreifen (Menschen, Tätigkeiten, Orte, Routinen), um Balance zu finden.
4. Tiefenpsychologie – Archetypen & Grundbedürfnisse
Verbindung: Ikigai berührt zentrale menschliche Grundbedürfnisse: Verbundenheit, Sicherheit, Freiheit, Selbstwert, Sinn. Das deckt sich mit tiefenpsychologischen Konzepten von inneren Strukturen, Archetypen und biografischen Prägungen. In den sieben Ikigai-Bedürfnissen nach Mieko Kamiya (Lebenszufriedenheit, Wachstum & Veränderung, gute Zukunft, Resonanz, Freiheit, Selbstverwirklichung, Sinn & Wert) spiegelt sich diese Tiefe wider.
Integration im Coaching:
Archetypische Rollen erkunden: Mentor:in, Sucher:in, Hüter:in, Gestalter:in – welche Lebensgeschichten tragen Sinn? (vgl. dein Material zu „einzigartiger Vorteil“ & Selbst-Mission).
Bedürfnis-Check: Welche der sieben Dimensionen ist genährt, welche vernachlässigt? Dieses Mapping wird zur Intervention: Aufmerksamkeit dorthin lenken, wo Sinnverlust droht.
5. ACT (Akzeptanz- & Commitment-Therapie) – Wertegeleitet leben
Verbindung: ACT unterstützt Menschen darin, ein wertvolles Leben zu führen – trotz innerer oder äußerer Hindernisse. Genau das ist Kern von Ikigai: Sinn nicht erst „nach Erfolg“, sondern mit dem, was ist. (Dein Kursmaterial verbindet Ikigai wiederholt mit Werte-Verwirklichung im Alltag.)
Integration im Coaching:
Werte als Kompass: Klar benennen, was wirklich zählt; kleine Schritte wählen, in denen Werte sichtbar werden.
Akzeptanz & engagiertes Handeln: Schmerz, Zweifel, Grenzen annehmen – und dennoch handeln, weil der Wert größer ist als das Hindernis. Ikigai als tägliche Verpflichtung gegenüber dem eigenen Leben.
Selbst-als-Kontext: „Ich bin mehr als meine Rollen.“ Diese Perspektive trägt gerade dann, wenn äußere Leistung wegfällt – zentral in deiner Unterscheidung Sein statt Tun.
Warum IKIGAI im Coaching so kraftvoll ist
IKIGAI ist mehr als ein System – es ist eine Einladung, tiefer zu gehen. Durch die Verbindung mit Logotherapie, Gestalttherapie, DBT und Tiefenpsychologie wird es zu einem kraftvollen Werkzeug, das Coaches und Klienten hilft:
Werte zu klären und Sinn zu finden.
Brüche zu ehren und daraus Stärke zu schöpfen.
Achtsamkeit zu leben und emotionale Balance zu finden.
Archetypen zu erkennen und die eigene Rolle in der Welt authentisch auszufüllen.