Resilienz stärken mit Kintsugi und Ikigai

Kintsugi und Ikigai sind zwei tief verwurzelte japanische Konzepte, die weltweit immer mehr Anerkennung finden. Ihre Prinzipien bieten wertvolle Perspektiven zur Stärkung der Resilienz, insbesondere in Zeiten von Stress und Unsicherheit. Klaus Motoki Tonn, ein führender Experte und Autor auf dem Gebiet des Kintsugi, hat sich in seinem Buch und Dokumentarfilm ausführlich mit diesen Philosophien auseinandergesetzt. Gemeinsam mit anderen Experten wie Christina Comnick und Sebastian Mauritz beleuchtet er, wie diese Konzepte unsere psychische Widerstandsfähigkeit fördern können.


Ikigai: Über den Sinn und Wert des Lebens

Ikigai, was sich aus den japanischen Worten für "Leben" (生き, iki) und "Wert" (甲斐, kai) zusammensetzt, beschreibt das, was das Leben lebenswert macht. Es geht darum, die kleinen Dinge zu erkennen und zu schätzen, die uns jeden Morgen motivieren aufzustehen. Ikigai ist höchst individuell und kann in verschiedenen Bereichen wie Familie, Natur oder Hobbys gefunden werden.Wie funktioniert das interaktive Dankbarkeitsjournal?

Mieko Kamiya und Viktor Frankl: Eine besondere Verbindung

Mieko Kamiya, die Begründerin der Ikigai-Psychologie, forschte zur Bedeutung von Sinn im Leben und stützte sich dabei auf ähnliche Grundsätze wie Viktor E. Frankl, der Begründer der Logotherapie. Kamiya unterschied zwischen "Ikigai-Quellen" und "Ikigai-Gefühlen", die Dankbarkeit, Lebensfreude und Liebe umfassen. Ihre Arbeit zeigt, dass der Sinn des Lebens nicht nur in den äußeren Umständen liegt, sondern tief im Inneren jedes Einzelnen verwurzelt ist.

Mieko Kamiya (hier mehr über sie)  bezog sich direkt auf Frankl und adaptierte seine Prinzipien in den japanischen Kontext. Sie erläuterte: „Es gibt zwei Möglichkeiten, das Wort 'Ikigai' zu verwenden: Es kann sich auf die Quelle oder das Objekt des Lebenswerts beziehen, wie in 'Dieses Kind ist mein Ikigai', oder es kann sich auf den geistigen Zustand des Gefühls des Ikigai beziehen. Letzteres ist das, was Frankl den 'Sinn des Sinns' nennt.“

Der Holocaust-Überlebende Viktor E. Frankl entwickelte die Logotherapie, die auf dem Grundsatz beruht, dass der Sinn des Lebens eine zentrale Rolle für die psychische Gesundheit spielt. Frankl betonte, dass Menschen, die einen klaren Sinn und Zweck für ihr Leben haben, besser in der Lage sind, Herausforderungen und Krisen zu bewältigen. Ein Zitat von Frankl lautet:

„Eine der letzten menschlichen Freiheiten ist, seine Einstellung unter welchen Umständen auch immer frei wählen zu können und einen eigenen Weg wählen zu können.“


Kintsugi: Die Kunst der goldenen Reparatur

Kintsugi, wörtlich "goldenes Zusammenfügen", ist eine traditionelle japanische Reparaturtechnik, bei der zerbrochene Keramikstücke mit Gold repariert werden. Diese Technik symbolisiert eine innere Haltung der Resilienz, indem sie den Wert und die Schönheit in den Bruchstellen betont. Anstatt Brüche zu verstecken, werden sie hervorgehoben und gefeiert, was eine Abkehr vom Perfektionismus und eine Akzeptanz der Unvollkommenheit darstellt.

 
 

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Logotherapie: Werte- und Sinnzentrierung für Herausforderungen

Die Logotherapie, entwickelt von Viktor Frankl, basiert auf der Überzeugung, dass der Mensch in erster Linie nach einem Lebenssinn strebt. Frankl prägte den Begriff „Wille zum Sinn“ und vertrat die Ansicht, dass das Streben nach Sinn ein grundlegendes menschliches Bedürfnis ist. Die Logotherapie ist eine sinnzentrierte Psychotherapie, die darauf abzielt, den Patienten zu helfen, Sinn in ihrem Leben zu finden, insbesondere in Zeiten der Krise.


Verbindung von Ikigai und Logotherapie
Mieko Kamiyas Arbeit zur Ikigai-Psychologie weist viele Parallelen zur Logotherapie auf. Beide Konzepte betonen die Bedeutung von Sinn und Zweck als zentrale Elemente für ein erfülltes und resilientes Leben. Kamiya und Frankl beobachteten unabhängig voneinander, dass Menschen, die einen starken Lebenssinn haben, besser in der Lage sind, mit Stress, Trauma und anderen Herausforderungen umzugehen.

In der Logotherapie geht es darum, die existenziellen Fragen des Lebens zu beantworten: "Warum bin ich hier?" und "Was macht mein Leben lebenswert?" Diese Fragen sind auch zentral im Konzept des Ikigai. Indem wir unser persönliches Ikigai entdecken und kultivieren, können wir eine tiefere Verbindung zu unserem inneren Selbst aufbauen und eine Quelle der Stärke und Widerstandsfähigkeit finden.

Die Verbindung von Ikigai und Logotherapie
Dr. Nina Bürklin untersucht in ihrem Vortrag bei Finde Zukunft eine hypothetische Begegnung zwischen Viktor Frankl und Mieko Kamiya und ihre möglichen Gespräche über Lebenssinn und Resilienz. Sie hebt drei wesentliche Verbindungen zwischen Ikigai und Logotherapie hervor:


Sinn und Ikigai im Alltag

Beide Philosophien betonen, dass Sinn und Ikigai nicht in großen, abstrakten Zielen zu finden sind, sondern in den kleinen, alltäglichen Dingen. Das kann das Vogelgezwitscher am Morgen sein oder der Duft von frisch gebrühtem Kaffee. Es sind diese kleinen Freuden, die das Leben lebenswert machen.


Individueller und situativer Charakter von Sinn und Ikigai
Sowohl Frankl als auch Kamiya betonen die Einzigartigkeit und Situationsabhängigkeit von Sinn und Ikigai. Was für eine Person Sinn macht, kann für eine andere völlig anders sein. Jeder Augenblick bietet eine neue Gelegenheit, Sinn zu finden und zu erfahren. Frankl sagte: „Jeder Tag, jede Stunde bietet die Möglichkeit, einen neuen Sinn zu finden. Für jeden Menschen gibt es einen anderen Sinn“.


Freiheit und Verantwortung

Ein zentrales Element sowohl in der Logotherapie als auch im Konzept des Ikigai ist die Freiheit, Entscheidungen zu treffen, und die damit verbundene Verantwortung. Kamiya und Frankl sahen in der Freiheit, eine persönliche Mission zu verfolgen, eine wesentliche Quelle von Ikigai und Lebenssinn. Frankl betonte, dass Freiheit und Verantwortung zwei Seiten einer Medaille seien: „Freiheit geht immer mit Verantwortung einher, mit der Fähigkeit zu antworten.“

Praktische Umsetzung und Reflexion
Die Anwendung dieser Philosophien im Alltag erfordert Achtsamkeit und Reflexion. Beispielsweise können wir unser Ikigai stärken, indem wir Dankbarkeit üben und die kleinen Freuden des Lebens erkennen. Ebenso lädt uns Kintsugi ein, unsere Brüche und Verletzungen bewusst zu betrachten und sie als Teil unserer einzigartigen Geschichte anzunehmen.

Christina Comnick und Sebastian Mauritz, beide Experten auf dem Gebiet der Resilienz, betonen die Bedeutung von Sinn und Bedeutung für die psychische Widerstandsfähigkeit. Ihre Arbeit zeigt, dass die Integration von Ikigai und Kintsugi in unser Leben nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch möglich ist und zu einem tieferen Verständnis und einer stärkeren Verbindung mit uns selbst führen kann.

Medien zu Kintsugi und Resilienz

Hier sind zwei Interviews von Sebastian Mauritz und Christina Comnik mit Klaus Motoki Tonn über Resilienz, Ikigai und Kintsugi.

Resilienz Kongress 2022

Interview mit Sebastian Mauritz.

Resilienz Kongress 2024

Interview mit Christina Comnick

 

Weitere Ressourcen

Interessierte können sich das Buch und den Dokumentarfilm von Klaus Motoki Tonn ansehen, um tiefer in die Kunst des Kintsugi und die Philosophie des Ikigai einzutauchen.

Dokumentarfilm von Klaus Motoki Tonn:
The Art of Kintsugi | Transformation through Brokenness & Restoration
Die Kunst des Kintsugi | Transformation durch Zerbrochenheit und Wiederherstellung

 

Das Buch von Klaus Motoki Tonn:
"Die Schönheit und das Herz von Kintsugi"

 

Kintsugi Buch

Digitales E-Book oder Print-Version

Das Buch ist eine faszinierende Reise durch die Kunst des Kintsugi und ihre metaphorische Bedeutung für das Leben. Tonn erforscht den Kintsugi-Prozess als Symbol für die Akzeptanz von Brüchen und die Schönheit in der Unvollkommenheit. Er zeigt, wie Dankbarkeit, Stille und das Konzept von "Ma" uns helfen können, unsere Brüche zu leben und zu integrieren.

 

Zudem bieten die Resilienz Akademie und regelmäßige Veranstaltungen wie der Resilienz Kongress wertvolle Gelegenheiten, diese Konzepte zu erleben und anzuwenden.

Quellen

  • Klaus Motoki Tonn: "Kintsugi ebook" Link

  • Sebastian Mauritz: "Resilienz stärken mit japanischen Lebenssichtweisen"

  • Christina Comnick: Resilienz Akademie

  • Viktor Frankl: "… trotzdem Ja zum Leben sagen"

  • Mieko Kamiya: "Ikigai ni Tsuite"

  • FZ Kintsugi Reflexionseinheit Broschüre

  • Dr. Nina Bürklin: Vortrag über die Verbindung von Ikigai und Logotherapie https://www.youtube.com/watch?v=ns5diCkKiYs

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