Was eine gute Entscheidung ist
Wie wir über unsere Zukunft selbst entscheiden und sie aktiv gestalten.
Das ist schon ein verflixtes Ding mit den Entscheidungen! Wir kommen nicht an ihnen vorbei. Auch wenn wir uns noch so anstrengen. Täglich müssen wir Entscheidungen treffen und damit dem Leben Antwort geben. Selbst wenn wir keine treffen, dann treffen wir auch eine Entscheidung. Nämlich die Entscheidung, uns nicht zu entscheiden. Manchmal treffen wir auch keine Entscheidung und lassen andere für uns entscheiden. Kennst du das?
Forschende können messen, dass wir sogar müde werden können vom Ganzen „Entscheiden müssen“. Dazu gibt es später ein paar Tipps für Dich. Was macht sinnvolle Entscheidungen aus? Und warum sind sie vielleicht wichtiger für unser Leben, als wir denken?
Wir zeigen dir in diesem Blogbeitrag, wie du Entscheidungen gut treffen und sie dann auch in dein Leben nachhaltig und gesund integrieren kannst. Mehr erfährst du in unseren Materialien und Kursen.
Entscheiden bedeutet Scheiden
Das Wort Entscheidungen kommt von „sich scheiden“. Sich für etwas entscheiden bedeutet, sich gegen etwas anderes zu entscheiden. Eine Entscheidung ist immer ein „Ja“ und zugleich auch ein „Nein“ für viele Alternativen. Das macht uns die Entscheidungsfindung auch so schwer – wir müssen eine Reihe von vielversprechenden Möglichkeiten ausschließen, um eine gute Entscheidung zu treffen.
Was eine gute Entscheidung ist, bestimmst du selbst.
Was eine Entscheidung ausmacht
Wir definieren eine Entscheidung so: Alles, was zu einem Handlungsprozess führt. Das kann die Entscheidung sein, jetzt einkaufen zu fahren, jemanden anzurufen oder auch das Lernen für die Klausur aufzuschieben.
Hast du eine Ahnung, wie viele von diesen Entscheidung wir Menschen pro Tag treffen?
Es sind allein über 200 nur zum Thema Essen und Trinken. Die meisten davon treffen wir unbewusst. Das ist gut so, sagen uns die Forschenden, weil wir dadurch viel Energie sparen.
Das wird umso deutlicher, wenn wir uns ansehen, wie viele Entscheidungen wir pro Tag insgesamt treffen. Kannst du es erahnen?
Wir treffen täglich über 24.000 Entscheidungen.
Unvorstellbar. Das macht mehrere tausend Entscheidungen pro Stunde. Man könnte fast meinen: “Gut, dass wir nur fünf Prozent unserer alltäglichen Entscheidungen bewusst treffen.”
Die Psychologie der Entscheidungen: Kahnemans Systeme 1 und 2
Daniel Kahneman, Nobelpreisträger und Autor von "Schnelles Denken, langsames Denken", unterscheidet zwischen zwei Denksystemen, die bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen:
System 1: Schnell, intuitiv, und emotional. Es ist verantwortlich für die meisten unserer täglichen, unbewussten Entscheidungen.
System 2: Langsam, logisch und reflektiert. Es wird aktiviert, wenn komplexere oder bewusstere Entscheidungen anstehen.
Kahneman zeigt auf, dass System 1 oft anfällig für Fehler ist, da es sich auf Heuristiken und emotionale Reaktionen stützt. System 2 hingegen erfordert mehr Energie und ist daher oft faul oder überlastet. Dies erklärt, warum wir unter Stress oder Müdigkeit eher schlechte Entscheidungen treffen.
Wie gut treffen wir die 5% der bewussten Entscheidungen?
Hast du schon mal erlebt, dass du „Ja“ zu einer Sache gesagt hast, obwohl du eigentlich „Nein“ sagen wolltest?
Tatsächlich gibt es oft Situationen, in denen wir sprichwörtlich neben uns stehen und uns selbst fast beobachten können, wie wir entgegen unserer inneren Intuition handeln, „Ja“ statt „Nein“ sagen.
Dabei müssten wir eigentlich zu vielem „Nein“ sagen, um einmal ein „Ja“ zu ermöglichen.
Forschungen zeigen, dass wir häufig nicht zu den Dingen kommen, die wir als „Wichtig“ erachten. Bronnie Ware hat schon vor Jahren darüber geschrieben, was sie im Hospizdienst als Schwester erlebte. Die meisten Menschen bereuen am Ende ihres Lebens die grundlegenden Dinge:
Hätte ich doch mehr Zeit mit meiner Familie und meinen Liebsten verbracht
Wäre ich doch ehrlicher mit meinen Gefühlen umgegangen
Hätte ich doch weniger gearbeitet
Hätte ich mich doch weniger gesorgt, was andere von mir denken
Wieso sagen wir Ja zu den vermeintlich “dringenden” Dingen und damit Nein zu dem wirklich Wichtigen?
Wahrscheinlich kennst du viele der Gründe bereits selbst:
Wir fällen unter Stress, zeitlichem Druck, aber auch bei Schlafmangel oder bei Unterzuckerung „schlechte“ Entscheidungen. Alle, die schon einmal super hungrig zum Supermarkt gegangen sind, kennen das: Wir kaufen viel zu viel ein. Und dann stehen wir am Ende vor der Kasse in einer langen Warteschlange. Links und rechts sind - wohl taktisch platziert - Süßigkeiten und unnötige Discount Artikel. Da fällt es schwer, zu widerstehen. Viel zu schnell können wir zum Schokoriegel greifen, zu dem wir normalerweise „Nein” sagen würden. Und schon ist die Entscheidung gefällt, die wir später vielleicht bereuen (oder auch nicht - natürlich dürfen wir uns Schokolade gönnen. Entscheidend ist, was wir wirklich, langfristig wollen - dazu später mehr)
Auch privat und beruflich kann uns das so gehen: Manche Menschen können uns fast immer ein „Ja“ abluchsen. Es fühlt sich schwer an, ihnen eine Bitte oder einen Wunsch auszuschlagen.
Und dann gibt es persönliche Konstellationen, ja fast schon Abhängigkeiten (engl. Co-Dependencies), in denen wir das Gefühl haben: Hier wird für mich entschieden. NLP-Praktiker:innen wissen sich dieser Technik zu bedienen, aber auch Eltern können dies gut:„Wann kommst du denn am Wochenende, Samstag oder am Sonntag?“ Die Frage, ob wir überhaupt kommen wollen, wurde einfach übersprungen.
Immer eine Tür offen halten
Sich zu viele Alternativen offen zu halten, kann uns ebenfalls in die Bredouille bringen („wenn du versuchst, zwei Hasen gleichzeitig zu fangen, wirst du am Ende hungrig nach Hause gehen ...“). Zu große Fragestellungen können uns lähmen, eine Entscheidung zu finden – hier können wir unsere Sprache und mentalen und kognitiven Fähigkeiten nutzen, um Entscheidungen besser vorzubereiten.
Was uns hilft: Wenn wir differenzieren, was für eine Entscheidung wir da eigentlich treffen: Ist es eine Entscheidung über “ob” oder “wie”? Ist diese Entscheidung kurz- oder langfristig, strategisch, operativ oder situativ? Das Ergebnis: Wir können uns klar darüber werden, was wir uns langfristig wünschen und wie wir unsere kurzfristigen Entscheidungen darauf ausrichten.
Für den Schokoriegel an der Kasse bedeutet das - wenn unser langfristiges Ziel ein gesundes Lebensgefühl ist - auch bei dieser vermeintlich kleinen Entscheidungen unser Ziel im Blick zu behalten und auch dieses eine Mal “Nein” zu sagen.
Hierzu bieten wir in unseren Seminaren eine Matrix und einen Lebensplaner als Entscheidungshilfe an. So können wir nicht nur über unsere Werte und Intuitionen unsere Zukunft gestalten, sondern uns auch für eine bestimmte Zukunft entscheiden.
Das sind viele Dinge, nicht wahr? Aber wir möchten dich hier nicht überfordern – im Gegenteil: wir möchten dir gerne helfen, zu guten Entscheidungen zu kommen.
Entscheidungen konsequent und nachhaltig treffen
Je mehr wir konsequent und nachhaltig unsere Entscheidungen in Handlungen überführen (Übereinstimmung von Entscheidung und Tun), umso mehr (selbst-)wirksam fühlen wir uns. Dies stärkt unser Selbstbewusstsein, unseren Glauben an uns und unsere eigenen Ressourcen. Es klingt einfach, aber genau das macht uns resilient, dies führt zu gesunder, intrinsischer Motivation und „Glück“ im Sinne eines ganzheitlichen Wohlbefindens.
Wenn wir einmal ein nachhaltiges und robustes “Ja” zu einer Entscheidung gefunden haben, sind andere Möglichkeiten uninteressant. Eine gute Entscheidung nimmt uns viele andere Entscheidungen ab, sodass wir uns von ihnen nicht mehr ablenken lassen. Wenn das alles zusammen kommt, kann dies viel Kraft in uns freisetzen:
Was wir tun, tun wir im wahrsten Sinne des Wortes im „Flow“. Die Zeit vergeht wie im Flug, wir erleben eine Leichtigkeit bei dem, was wir tun.