Wie Zuhören Verbindung schafft – Time To Think
Generative Aufmerksamkeit verschenken
Vielleicht kennst Du diese kostbaren Gespräche, nach denen Du plötzlich viel mehr von Dir verstanden hast. Gespräche, in denen Du Zeit geschenkt bekommst, wo Du frei denken und sprechen kannst, ohne, dass jemand Dich unterbricht.
Weil dieses Geschenk so kraftvoll ist, kreieren wir in unseren Events Räume für diese Zeit. Hier üben wir bewusst achtsames Zuhören und schenken unserem Gegenüber generative Aufmerksamkeit – um freies, neues und mutiges Denken zu ermöglichen.
Aktives Zuhören
Eine tiefe Verbindung schaffen wir, indem wir achtsam und aufmerksam zuhören. Achtsam bedeutet: Wir fallen unserem Gegenüber nicht ins Wort, auch wenn wir noch so geniale Gedanken zu dem haben, was wir gerade hören. Auch wenn wir total begeistert sind (was wir zeigen dürfen), halten wir uns zurück, damit unser Gegenüber weiter in “Wellen und Pausen” denken kann – und so völlig neue Gedanken entwickelt.
“Häufig sind die aktiv Denkenden selbst überrascht von dem, was sie in einer Denkeinheit an neuen Gedanken und Lösungen – ohne jegliches Zutun von außen – entwickeln.” – Motoki Tonn
Henri Nouwen sah im Zuhören einen „Akt der Gastfreundschaft”. Er macht deutlich, dass vollständiges Zuhören in einer Welt, die ständig in Eile ist, nicht relevanter sein könnte.
In der Stille liegt unser Wachstum
Henri Nouwen hat seine Schüler:innen immer wieder darauf hingewiesen, dass „Stille der fruchtbare Boden für Wachstum ist”. Wenn wir im Gespräch ständig unsere Meinung kundtun, gewinnen wir wenig. Aber indem wir Stille und Alleinsein erleben, können wir eine innere Stabilität entwickeln, mit der wir in eine Haltung des Willkommen heißens und wahren Zuhörens gelangen.
Denn in Stille sind wir mit dem Wesen konfrontiert, mit dem wir uns fürchten alleine zu sein: mit uns selbst.
Dabei wandelt sich die Beziehung zu unserem Gegenüber. Durch wahres Zuhören entsteht ein „geistliches Geschenk” — der Prozess, in dem aus Fremden Freunde werden. Wenn wir jemandem wirklich zuhören, begleiten wir diese Person dabei, ihr inneres Selbst besser kennenzulernen.
Mehr Ausführungen von Henri Nouwen gibt es in diesem Blogbeitrag.
Zeit zum Nachdenken: Time To Think
Eine weitere Perspektive eröffnet „Time to Think” (dt. ,Zeit zum Nachdenken’), eine Form des Zuhörens, die dem Gegenüber freies Denken ermöglicht. Das bedeutet, eigenständig Ideen zu entwickeln, die eigene Meinung zu bilden und Vertrauen auf die innere Stimme zu fassen — frei von dem Druck, was andere denken könnten. Denn:
Time to Think ist ein Konzept der Autorin Nancy Kline, nach dem wir bei Finde Zukunft zertifiziert sind.
Es basiert auf der Idee, dass Menschen ihre Gedanken am besten klar und eigenständig formulieren können, wenn die Menschen in unserer Umgebung sich auf eine Weise verhalten: indem sie ihnen uneingeschränkte und generative Aufmerksamkeit schenken, ohne den aktiven Denkprozess zu unterbrechen.
In ihren Büchern beschreibt Nancy Kline 10 grundlegende Verhaltensweisen, die eine konstruktive Denkumgebung („Thinking Environment”) fördern:
1 Aufmerksamkeit
Durchschnittlich brauchen Menschen 20 Sekunden, bis sie einander unterbrechen. Deswegen ist die ungeteilte Aufmerksamkeit die Basis einer Denkumgebung. Das bedeutet, einander das Versprechen zu geben, niemanden zu unterbrechen. Unterbrechen können uns auch innere Prozesse, eigene Gedankenströme. Durch die ungeteilte Aufmerksamkeit entsteht ein respektvoller Umgang. Je aufmerksamer Du zuhörst, desto interessierter bist Du auch an den Gedanken anderer. Achtsame Aufmerksamkeit regt zum Denken an – sie ist generativ.
“Hörst du noch zu oder überlegst du dir schon deine nächste schlaue Antwort” – würde Henri Nouwen sagen.
Tipp: beobachte dich selbst bei deinem nächsten Zuhören.
2 Einfachheit
In unserer Gesellschaft ist Zeit- und Erfolgsdruck hoch. In kürzester Zeit sollen wir im Gespräch möglichst vollständig alles darstellen. Aber so sehr wir es versuchen — unter Druck können wir nur schwer denken.
Einfachheit bedeutet, ohne diesen Druck zu arbeiten. Wenn wir diesem Druck mit innerer Ruhe begegnen, ist es möglich, frei zu denken.
Eine der größten Herausforderungen, bleibt aber unser eigenes, inneres Gefühle von ,Einfachheit’. Dies geht zurück auf die innere Stabilität, von der Henri Nouwen spricht.
– MOTOKI TONN
3 Gleichwertigkeit
4 Wertschätzung
5 Ermutigung
Um eine Time to Think-Umgebung mit einer Gruppe von Menschen zu schaffen, müssen alle gleichwertig behandelt werden: Jeder bekommt die Chance, laut zu denken, kann seine Gedanken einbringen und sich der Aufmerksamkeit anderer sicher sein. Dadurch kommen auch Menschen zu Wort, die normalerweise nichts sagen. Und so können auch dominantere Menschen sich im Zuhören üben.
Oft fokussieren wir uns in Gesprächen auf Kritikpunkte. Dann fällt freies Denken meistens schwer, denn um denken zu können, braucht das Gehirn das Gefühl von Wertschätzung. Das kann in einer Gruppe durch eine Eröffnungs- und Schlussrunde geschehen, in denen jede:r nacheinander teilen kann, wie es ihr:ihm geht.
In einer Time to Think-Umgebung soll Teamwork angeregt werden und Wettbewerbe, die untereinander entstehen können, verhindert werden. Konkurrenz kann zwar zum Denken anregen, allerdings kann sie auch dazu führen, dass sich die Rival:innen nur noch aufeinander konzentrieren und sich somit von der eigentlichen Sache ablenken lassen. Das gilt es zu vermeiden.
6 Emotionen
Anders als viele annehmen, können Gefühle das Denken anregen. Gefühle, die nicht ausgedrückt werden (dürfen), können unser Denken hemmen. Deswegen ist es wichtig, einen sicheren Raum zu kreieren, der einlädt, die eigenen Gefühle zu teilen. Das hilft uns, zu entspannen.
7 Informationen
Um gut und in die richtige Richtung denken zu können, brauchen wir vollständige und richtige Informationen. Nur anhand von Fakten kann das Denken in die richtige Richtung erfolgen.
8 Vielfalt
Innovatives Denken kann dann entstehen, wenn innerhalb der Gruppe eine große Vielfalt herrscht und gleichzeitig Respekt da ist, anderen Ansichten und Denkweise zuzuhören und diese anzunehmen. Wenn wir andere Sichtweisen annehmen und sie in unser Denken miteinbeziehen, entsteht Innovation.
9 Prägnante Fragen
Prägnante Fragen sind der Schlüssel zu einem innovativen Denken. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, offene Fragen zu stellen, die das Denken anregen. Kann eine Frage ausschließlich mit Ja oder Nein beantwortet werden, ist der Denkprozess schnell abgeschlossen.
Der Verstand denkt am liebsten
in Gegenwart einer Frage.— NANCY KLINE
Je besser sich Menschen in einer Gruppe fühlen, desto besser und authentischer ist ihr Denken. In einer Time-To-Think Umgebung soll jeder das Gefühl haben: „Ich bin wichtig“. In diesem Raum soll das Selbstbewusstsein jeder Person gefördert werden — und damit Raum für freies Denken.
10 Raum