Digitaler Minimalismus ~ warum Digital Detox so wichtig ist

Hast du schon mal erlebt, dass du eigentlich eine E-Mail schreiben wolltest und nach einer halben Stunde gemerkt, dass du ganz viele E-Mails beantwortest? Wolltest du schon mal jemandem eine Nachricht schreiben, hast eine Notification gesehen und bist dann für 20 Minuten auf Instagram hängen geblieben? Wir alle kennen das. Und tatsächlich sind die sozialen Medien eine gute Sache, um in Verbindung zu bleiben. Jedoch sind sie auf eine gefährliche Art und Weise gebaut.

Glücksmaschine

Ein ehemaliger Google Ingenieur vergleicht sie mit einer Slotmaschine, also einer Glücksmaschine, wie sie zum Beispiel in 1000-facher Form in Las Vegas vorhanden sind.

Soziale Medien machen süchtig, das hat die Forschung bewiesen. Zum einen ist da das Unvorhergesehene: Wir wissen nicht, was das Ergebnis ist, was passiert, wenn wir online gehen.

Das Unvorhersehbare

Hier sagt die Verhaltensforschung: Nichts ist spannender für unser Gehirn als der Zustand des Nicht-Wissens des Ergebnisses. Dies belegt auch die Forschung Michael Zeilers, welcher dieses Phänomen mithilfe eines Experiments an Tauben untersuchte. Hierbei konnten die Tiere einen Button betätigen – woraufhin sie eine Futterration erhielten. Dabei waren die Vögel umso fixierter auf die Futterausgabe, da sie nicht wussten, was für eine Ration sie erhalten werden.

Wir Menschen verhalten uns nach dem gleichen Prinzip. Der Reiz für uns ist das Unvorhersehbare. Wir wissen nicht wie viele Likes wir bekommen, was die Antwort auf unsere WhatsApp-Nachricht sein wird und was in der E-Mail stehen wird, die gerade reingekommen ist. Wir sehen nur das rote Zeichen, dass eine E-Mail eingegangen ist und können nicht davon ablassen diesem Implus nachzugeben.

Wir haben alle schon Tipps und Tricks gehört, um diesem Zwang zu entkommen und um unseren Konsum in den digitalen Medien zu reduzieren. Natürlich schalten wir heutzutage die Notifications aus und es ist eine gute Übung einige Apps zu löschen und den Social Media-Account zu deaktivieren. Aber ganz ohne Medienkonsum geht es nicht und das soll auch nicht das Ziel sein. Die Technologie ist nicht böse. Die Frage dagegen ist, warum wir immer wieder ‚hooked‘ sind. Darüber schreibt auch Nir Eyal in seinem neuen Buch „indistructable“.

Dabei ist digitaler Minimalismus keine besondere Übung und auch kein Wellnessprogramm. Wir leben in einer Zeit der Ablenkung. Doch was kostet dich diese? Wenn du abgelenkt wirst, brauchst du mindestens 15 Minuten um dich wieder fokussiert auf deine Aufgabe zu konzentrieren. Daher ist das Prinzip des digitalen Minimalismus absolut wichtig für jeden, der sinnvoll arbeiten und deep work betreiben will.

Manche vermissen schon die absichtslosen Zeiten, in denen man einfach auf den Bus gewartet und über die Dinge des Lebens nachgedacht hat. Moderne Philosophen behaupten, dass es uns schwer fällt, es alleine mit uns selbst auszuhalten und wir deswegen immer wieder nach Ablenkung suchen. Sie sagen, dass das der eigentliche Grund ist, warum wir so gerne auf Social Media sind.

Dieses Verhalten setzt sich jedoch aus zwei Phänomenen zusammen:

  1. Zum einen sind die Apps sehr gefährlich gebaut: Endless Scrolling ist tatsächlich wie eine Packung salzige Chips - wir können einfach nicht aufhören.

  2. Zugleich müssen wir erst lernen, es mit uns selbst auszuhalten. 

In order to be open to creativity, one must have the capacity for constructive use of solitude. One must overcome the fear of being alone.
— Rollo May

Es ist reizvoll immer up to date zu sein. Viele Marken und Plattformen wie Netflix schaffen es eine gewissen Dringlichkeit durch ihr Narrativ zu erzeugen, dem wir gerne mal auf den Leim gehen und am Bildschirm „kleben“ bleiben. Es ist etwas ganz Subtiles. Diese Spannung, die in einem Trailer erzeugt werden kann, ist faszinierend. Und natürlich sind auch wir Fans von einigen genial produzierten Serien. Die Diskussion im Freundeskreis über die neusten Highlights auf Netflix kennen wir alle.

FOMO ? (fear of missing out)

Aber „verpassen“ wir wirklich etwas im Leben, wenn wir eine Neuerscheinung aus dem Netz mal nicht konsumieren? Dani aus unserem Team hat z.B. nie Game of Thrones gesehen. Er sagt, dass es sicherlich eine geniale Serie sei, aber letztendlich trägt sie nichts zu seinem Leben bei, sondern verschlingt einfach nur Zeit, die er in andere Dinge, wie seine Bildung, Herzens-Projekte & Freundschaften investieren kann. Diese haben eine weitaus nachhaltigere positive Wirkung als 6 Staffeln des neusten Hypes. Wie es meist nach einem epischem Serienmarathon ist…man verspürt diese komische Leere.

„Es war so krass! Aber was mache ich jetzt mit meinem Leben?” - sagen viele aus Spaß. Aber vielleicht ist das ja gar nicht so spaßig.

Für die meisten wäre es wahrscheinlich eine Herausforderung statt des Schauens der 40-60-minütigen Folge einfach mal still zu sein und zu beobachten, was da gedanklich in ihnen vor sich geht. Aber gut tun würde es sicherlich.

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Tatsächlich ist die Kunst es mit uns selbst auszuhalten, eine der wichtigsten Skills für die persönliche Weiterentwicklung.

Silence is the fertile ground for growth.
— Henri Nouwen

Stille erleben

Nicht nur Henri Nouwen auch andere Philosophen, Theologen und großen Denker der frühen und späten Zeit haben betont, dass jeder der persönliche Weiterentwicklung, Transformation und Veränderung im Leben sucht, nicht umhin kommt, die Stille zu suchen.

Jede Kreative und jeder Kreativer weiß, dass tiefe Schaffensprozesse in einsamen Zeiten stattfinden und entstehen.

Eine Vertiefung dieser Praxis werden wir dir auf unserem Retreat im Oktober anbieten. Auch dort werden wir WLAN freie Zonen für dein Digital Detox anbieten, um digitalen Minimalismus aktiv zu erleben.

 Hier jedoch schon ein paar Tipps für dich, die du auch im Alltag anwenden kannst:

  • Lösche Apps, die dich ablenken und deine Zeit fressen

  • Social Media Pause: Gehe einfach mal ein paar Tage offline

  • Schalte dein Telefon in den nicht stören-Modus für gezielte Pausen oder Arbeitseinheiten

  • Schließe dein Telefon bewusst für ein bis zwei Stunden weg, (um zu Arbeiten)

  • Stelle dir einen „Cookie-Timer“: Ein Tool, in welches du wie in einen Tresor dein(e) Telefon(e) einschließen kannst – von Motoki und seiner Familie erprobt 😉

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  • Integriere einen WLAN-Timer in dein Heimnetzwerk, sodass du ab einer bestimmten Uhrzeit gar nicht mehr in die Versuchung kommst online zu gehen (Dani verwendet diese Technik erfolgreich!)

  • Gehe – ohne deine Kopfhörer – Spazieren: So kommst du gar nicht erst in die Versuchung, nebenbei noch anderen Aktivitäten nachzugehen

  • Begib dich an Orte, um diese Praxis ganz gezielt zu üben: Dies kann dein nächster Urlaub sein, in dem du dein Telefon einfach den ganzen Tag auf dem Hotelzimmer liegen lässt

Was meinst du, wie viel Widerstand würde es dich kosten ein bis zwei Apps von deinem Handy zu entfernen oder deinen Social Media-Account zeitweise zu löschen?

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