Kintsugi in Deutschland
Über Kintsugi
Kintsugi stammt aus den Japanischen und bedeutet “goldene Verbindung, eine andere Verwendung im Japanischen ist Kintsukuroi, übersetzt bedeutet dies „Goldreparatur“. Kintsugi ist eine traditionelle japanische Reparaturmethode für zerbrochene Keramik. Die Keramik- oder auch Porzellanteile werden mit Urushi-Lack verklebt, fehlende Scherben werden mit einer in mehreren Schichten aufgetragenen Urushi-Kitt-Masse ergänzt, auf und in die feines Goldpulver oder andere Metalle wie Silber und Platin gestreut werden.
Kintsugi ist eng mit den Keramikgefäßen für die japanische Teezeremonie (chanoyu) verbunden. Eine Legende besagt, dass Kintsugi entstanden sein könnte, als der japanische Shōgun Ashikaga Yoshimasa Ende des 15. Jahrhunderts eine beschädigte chinesische Teeschale zur Reparatur nach China schickte.
Kintsugi-Reparaturen in Deutschland
Durch unsere langjährige Arbeit mit der Kintsugi Kunst als Metapher und durch unsere umfangreiche Dokumentation in Japan, bekommen wir immer wieder Anfragen, wie und wo man die Kintsugi-Reparatur vornehmen lassen kann. Wir geben hier drei Empfehlungen, um zerbrochene Kintsugi reparieren zu lassen:
Kintsugi.de
Stefan Drescher ist ein erfahrener Restaurator und hat ein Arbeitsbuch über Kintsugi geschrieben, dass wir empfehlen können, um den authentischen Prozess Kinstugi-Kunst zu verstehen: www.kintsugi.deKintsugi-Berlin.de
Die Gründerin Satoko Toyoda betreibt seit 2020 ein kleines und feines Studio für Kintsugi-Reparaturen. Ihre Kintsugi-Methode basiert auf der japanischen Tradition, wurde aber für die Alltagsreparatur angepasst. Satoko gibt immer wieder Workshops, die schnell ausgebucht sind: www.kinstugi-berlin.deEchte und “falsche” Kintsugi-Sets
Ein häufiges Missverständnis ist, dass die Menschen glauben, Gold sei der “Klebstoff”, der in der Kintsugi-Kunst die zerbrochenen Stücke wieder zusammenfügt. Das ist nicht der Fall. In der authentischen Kintsugi-Kunst werden die Stücke mit dem Lack des Urushi-Baumes verbunden. Dieser Lack wird aus dem Harz des Urushi-Baumes gewonnen und ist in seiner Substanz giftig.Bei unvorsichtiger Handhabung kann es zu Verätzungen kommen, da das Harz hochgiftig ist.
Interessanterweise stirbt der Urushi-Baum beim Anzapfen ab, aber an der Wurzel bilden sich bald neue Triebe. Eine authentische Kintsugi-Reparatur arbeitet immer mit diesem Urushi-Lack, dies ist für Anfänger:innen nicht zu empfehlen. Daher ist es aus unserer Sicht nicht verkehrt, für den Anfang “falsche” Kintsugi-Sets zu verwenden, wie sie online erhältlich sind.
Ein echtes Kintsugi-Set kann hier erworben werden.
Über Urushi:
Urushi-Bäume sind nicht einfach zu kultivieren und benötigen viel Platz. Sie benötigen gut entwässerte Böden und sind sehr anfällig für Schädlinge und Wildtiere. Auch die Ernte von Urushi ist schwierig, und es dauert durchschnittlich zwölf Jahre, bis ein Baum groß genug ist, um geerntet zu werden.
Die Ernte beginnt im Juni und dauert bis Ende Oktober, wenn der Baum bis auf den letzten Tropfen Saft ausgelaugt ist und gefällt wird. Im nächsten Jahr sprießen aus den Wurzeln neue Triebe, und durch sorgfältige Auslese kann die nächste Baumgeneration in zehn statt in zwölf Jahren angezapft werden.
Beim Anzapfen wird zunächst eine kleine diagonale Rille in den Stamm des Baumes gebohrt. Vier Tage später wird eine etwas längere Rille in den Stamm geschnitten, und dieser Vorgang wird wiederholt, um die Immunität des Baumes zu stärken und ihn dazu zu bringen, mehr Urushi zu produzieren, da der Baum Urushi produziert, um sich selbst zu heilen (Urushi hat antibakterielle Eigenschaften). Das undurchsichtige, blass-beige Urushi fließt aus den Rillen, und die Urushi-Zapfer schaben den Saft vorsichtig tropfenweise ab, damit genügend Saft für die Heilung des Baumes übrig bleibt.
Dieser Prozess setzt sich bis in den Spätherbst fort, wenn so viel Urushi wie möglich gewonnen wurde. Der Lohn für diese geduldige Arbeit sind nur 250 bis 300 ml Urushi - so kostbar ist dieses Harz, das den entscheidenden Klebstoff für die Kintsugi-Arbeit darstellt.