Die100 Jahre Morita-Therapie. Im Lichte von Ikigai

Die von Dr. Shoma Morita (1874–1938)

im Jahr 1919 entwickelte Morita-Therapie ist eine tiefgründige japanische Psychotherapie, die den Menschen dazu einlädt, sogenannte „negative” Gefühle als natürliche und unvermeidliche menschliche Reaktionen auf Umstände anzunehmen. Sie fördert die Akzeptanz dieser Gefühle ohne sie als „gut” oder „schlecht” zu bewerten.

 

Einführung in die Morita-Therapie und Ikigai-Kan

Die Morita-Therapie ist eine einheimische japanische Therapie, die als natürliche, ökologische und handlungsorientierte Therapie beschrieben wird und von Dr. Shoma Morita um 1920 entwickelt wurde. Die Morita-Therapie lädt Menschen dazu ein, sogenannte „negative” Gefühle als natürliche menschliche Reaktion zu akzeptieren. Die Therapie fordert die Menschen dazu auf, das Natürliche, beispielsweise Traurigkeit oder Angst, nicht zu bewerten, so wie wir den Winkel eines Berges oder die Fließgeschwindigkeit eines Flusses nicht bewerten würden.

Im Gegensatz zu vergleichbaren westlichen Therapien wie der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) ist die Morita-Therapie bereits fast 100 Jahre alt. Dr. Masahiro Minami leitet ein Konsortium akademischer Experten aus Japan und Großbritannien, welches sich der Entwicklung einer evidenzbasierten japanischen Morita-Therapie verschrieben hat.

Minami ist zudem in klinischen Forschungsprojekten engagiert, um die Morita-Therapie zu einer evidenzbasierten Intervention für die Behandlung von Angst- und Depressionsstörungen weiterzuentwickeln.

Die Anwendung der Morita-Therapie im Kontext von Ikigai und Ikigai-Kan

Die Verbindung von Morita-Therapie und Ikigai, insbesondere Ikigai-Kan, ermöglicht einen ganzheitlichen Ansatz für das menschliche Wohlbefinden. Der Begriff „Ikigai” bezeichnet eine Lebensqualität, die durch bestimmte Faktoren definiert wird. Dabei ist zu beachten, dass es sich nicht nur um eine Quelle oder ein Objekt handelt, sondern auch um einen geistigen Zustand, der durch das Gefühl von Bedeutung und Sinn geprägt ist. Mieko Kamiya bezeichnet Ikigai-Kan als den „Sinn des Sinns”, eine tiefere Dimension von Ikigai, die den Zustand des Seins betont.

„Es gibt zwei Möglichkeiten, das Wort ‚Ikigai‘ zu verwenden: Es kann sich auf die Quelle oder das Objekt des Lebenswerts beziehen, wie in ‚Dieses Kind ist mein Ikigai‘, oder es kann sich auf den geistigen Zustand des Gefühls des Ikigai beziehen. Letzteres ist das, was Frankl den ‚Sinn des Sinns‘ nennt. Ich werde ihn ‚Ikigai-Kan‘ nennen, um ihn von dem ersteren ‚Ikigai‘ selbst zu unterscheiden.“

– Mieko Kamiya

 

(Mieko Kamiya im National Sanitarium Nagashima Aiseien 1966)

 

Das tiefe Gefühl des Lebens nach Morita

Ein zentrales Prinzip der Morita-Therapie ist der Lebenswille (Sei no Yokubou). Der Lebenswille stellt somit die treibende Kraft hinter allen menschlichen Bemühungen und Zielen dar. Er stellt das innere Feuer dar, welches uns motiviert und unsere Existenz mit Sinn erfüllt. Das Konzept des Lebenswillens ist eng mit dem Konzept des Ikigai verbunden, da beide darauf abzielen, die Quelle von Bedeutung und Erfüllung im Leben zu entdecken und zu kultivieren.

„Eine Krankheit zu behandeln bedeutet, dass die Person ihr Leben voll leben kann. Ohne das Leben zu leben, hat die Krankheit keine Bedeutung.“

– Dr. Shoma Morita

Ein anschauliches Beispiel für Ikigai-Momente ist das Beobachten des Licht- und Schattenspiels in der Natur, auch als Komorebi bezeichnet. Die Betrachtung des durch die Blätter der Bäume filternden Sonnenlichts und das dadurch erzeugte faszinierende Spiel aus Licht und Schatten kann tiefgehende Gefühle des Lebens und der Verbindung mit der Natur hervorrufen. Diese Momente vergegenwärtigen uns die Schönheit und Lebendigkeit der Welt um uns herum sowie den Wert des Lebens selbst.

Arugamama: lernen zu akzeptieren, wie es ist

Arugamama stellt einen zentralen Begriff der Morita-Therapie dar, der vielfach mit der Übersetzung „Dinge so akzeptieren, wie sie sind“ assoziiert wird. Diese grundlegende Akzeptanz erweist sich in der Tat als herausfordernd, da sie die Loslösung von Urteilen und Bewertungen erfordert sowie die vorbehaltlose Annahme der Realität.

Aber Arugamama geht noch viel weiter:

Der Begriff Arugamama umfasst jedoch noch viel mehr als nur die Akzeptanz der Dinge. Er zielt vielmehr darauf ab, eine Einheit mit der Natur zu erreichen. Dies geht über den Dualismus hinaus, in dem das Ich (Ego) die Dinge außerhalb seiner selbst als Objekte oder Ausgangspunkte für Gedanken, Emotionen oder innere Zustände betrachtet. Stattdessen wird eine Einheit mit der Natur der Dinge angestrebt, was dem Konzept der Oneness im Zen sehr nahekommt. In diesem Zustand des Einsseins verschwindet die Trennung zwischen dem Selbst und der Welt um uns herum. Stattdessen werden Erfahrungen, Gefühle und die Natur als Einheit betrachtet, anstatt sie als getrennte Entitäten zu betrachten. Dies führt zu einem tiefen Gefühl der Verbundenheit und Harmonie mit der Welt.

„Wir existieren in der Erfahrung.“

– Dr. Shoma Morita

Der Übergang von Toraware zu Arugamama

Der zentrale Schritt in der Morita-Therapie ist der Übergang von Toraware zu Arugamama. Toraware bezeichnet einen Zustand der Befangenheit oder Gefangenschaft, in dem die Person intensiv mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlen beschäftigt ist. Dr. Shoma Morita, der den Begriff „shinkeishitsu” erstmals als diagnostisches Wort benutzte, war der Ansicht, dass diese Art von Neurosen ein grundlegendes Symptom gemeinsam haben: Toraware. Dies impliziert eine Art von Gefangenschaft oder Fesselung, die häufig durch eine intensive Beschäftigung mit den eigenen Gefühlen gekennzeichnet ist.

Der Begriff „Toraware” umfasst zwei wesentliche Aspekte:

  1. Aufmerksamkeitsfixierung: Der Mensch neigt dazu, seine Aufmerksamkeit auf das traurige oder negative Gefühl zu richten. Die Intensivierung der Wahrnehmung von Traurigkeit führt zu einer Sensibilisierung und einer Verschlechterung des emotionalen Zustandes. Die Fixierung auf negative Gefühle und Gedanken verstärkt diese und führt zu Gedankenschleifen, Grübeln (auch als „Rumination” bezeichnet, ein Grundzustand des Default Mode Network, wenn das Gehirn keine Aufgabe hat) sowie potenziell zu Abwärtsspiralen.

  2. Die Diskrepanz zwischen dem Realen und dem Idealen stellt einen weiteren Aspekt dar, der zu einer Beeinträchtigung des Wohlbefindens beitragen kann. Es manifestiert sich ein Widerspruch zwischen dem Ist-Zustand und dem Soll-Zustand. Wir sind der Auffassung, dass es einen Unterschied zwischen dem, was der Fall ist, und dem, was sein sollte, gibt. Dies führt zu der Annahme, dass kein Grund für Traurigkeit besteht, oder dass die Traurigkeit nicht verdient sei. Das Resultat ist ein Widerspruch (innerer Konflikt) zwischen den Gefühlen, die tatsächlich empfunden werden, und den Gefühlen, die nach Meinung des Individuums empfunden werden sollten.

Der Übergang zu Arugamama impliziert die Überwindung der Befangenheit sowie die Akzeptanz der Dinge, wie sie sind. Es geht darum, die Aufmerksamkeit von den fixierten, negativen Gedanken wegzulenken und eine Einheit mit der Natur der Dinge zu erreichen.

Der Natur folgend – mehr als Akzeptanz: 

Morita betont, dass wir uns der Natur fügen und ihren Rhythmen folgen sollten. Die Idee des „Akzeptierens” ist ein westlicher Gedanke, der aus dem Dualismus entspringt („wir und die Natur”). Das Wort Akzeptanz kommt in Moritas Schriften nicht vor. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir in eine Opferhaltung verfallen (erneut ein westlicher Gedanke). Diese Erkenntnis führt zu einem tieferen Verständnis und zu einer gesteigerten Achtsamkeit für die Einsheit mit der Natur. Die Akzeptanz von Realität und Naturgesetzen erlaubt uns die Identifikation von Handlungsmöglichkeiten und die Bewertung von deren Effektivität hinsichtlich einer Steigerung unseres Wohlbefindens.


 
 

Kintsugi und Wabi-Sabi in der Morita-Therapie

Die Kintsugi-Metapher, auch als „Narben aus Gold“ bezeichnet, bietet eine kraftvolle Perspektive auf Heilung und Akzeptanz, die tief in der japanischen Kultur verwurzelt ist. Die Kunst des Kintsugi, zerbrochene Keramiken zu reparieren und mit Gold zu verzieren, akzeptiert Risse nicht nur, sondern macht sie zu einem zentralen Merkmal des wiederhergestellten Objekts.

Die Kintsugi-Methode ermutigt dazu, die eigenen Narben und Brüche anzuerkennen und darin die eigene Einzigartigkeit zu erkennen. Sie werden zu goldenen Lebenslinien unserer Biografie. In der Morita-Therapie kann Kintsugi als Metapher dafür dienen, wie wir unsere psychischen und emotionalen Wunden betrachten sollten. Diese sollten nicht als Makel, sondern als wertvolle Teile unserer Geschichte betrachtet werden, die uns Resilienz und Weisheit verleihen.

Bei Betrachtung eines zerbrochenen Stücks Porzellan werden nicht nur die Brüche und Schäden ersichtlich, sondern auch die Möglichkeit der Wiederherstellung. Die Entscheidung, die Scherben nicht wegzuwerfen, sondern sorgfältig zu sammeln und mit Kintsugi-Goldfarbe zu reparieren, kann als aktiver Ansatz bezeichnet werden. Die Restauration ist ein Prozess, der Geduld und Aufmerksamkeit erfordert. Es handelt sich um eine überlegte, sorgfältige und aufmerksame Tätigkeit, bei der jeder Riss und jede Bruchstelle genau untersucht und sorgfältig ausgebessert wird. Der Kintsugi-Prozess demonstriert, dass Zeit, Zuwendung und Geduld in der Lage sind, Heilungsprozesse zu initiieren. Im Rahmen der Restauration wird den Brüchen ein besonderer Ausdruck verliehen, wodurch sie zu einem integralen und geschätzten Teil des Ganzen werden.

Das japanische Konzept der Schönheit im Unvollkommenen und Vergänglichen, Wabi-Sabi, ergänzt die Kintsugi-Metapher und bietet eine tiefere Einsicht in die Akzeptanz und Wertschätzung des Lebens. Diese Akzeptanz und Wertschätzung manifestiert sich in der Annahme und im Leben des Lebens, so wie es ist. Wabi-Sabi lehrt uns, die natürlichen Zyklen von Wachstum und Verfall zu schätzen und Schönheit in Einfachheit und Bescheidenheit zu finden. In der Morita-Therapie kann Wabi-Sabi den Patienten dabei helfen, ihre eigenen Unzulänglichkeiten und die Unzulänglichkeiten in ihrem Leben zu akzeptieren, ohne den Versuch, sie zu verstecken oder zu korrigieren. Letzteres ist ein Gedanke, der unsere westliche Kultur sehr prägt: Wir halten manche Gefühle und Zustände nicht gut aus und wollen sie verändern.

Die Praxis von Kintsugi und die Philosophie von Wabi-Sabi vermitteln die Fähigkeit, die Realität so zu akzeptieren, wie sie ist, und gleichzeitig aktiv an der Reparatur und Verbesserung von Defiziten zu arbeiten. Das Gleichgewicht zwischen Akzeptanz und Handeln stellt einen zentralen Aspekt der Morita-Therapie dar und ermöglicht die Kultivierung einer erfüllenderen Lebensweise.

 

Zentrale Prinzipien der Morita-Therapie

Dr. Shoma Morita formulierte 18 grundlegende Prinzipien, die in engem Zusammenhang zueinander stehen und eine ganzheitliche Sicht auf die menschliche Natur, Psychopathologie und Veränderungsprozesse bieten. Die genannten Prinzipien lassen sich in vier Hauptkategorien einteilen: Die vier Hauptkategorien umfassen die Sicht auf die menschliche Natur, die Mechanismen der Psychopathologie, die Sicht auf Gesundheit und Wohlbefinden sowie die Mechanismen der Veränderung.


1. Sicht auf die menschliche Natur

  1. Shinkeishitsu (神経質) – Die Neigung zur Nervosität.

  2. Sei no Yokubou (生の欲望) – Der Lebenswille.

  3. Shi no Kyofu (死の恐怖) – Die Angst vor dem Tod.

Das Prinzip des Lebenswillens (Sei no Yokubou) ist von besonderer Relevanz für das Verständnis von Ikigai. Morita postuliert, dass der Lebenswille ein zentraler Antrieb für das menschliche Verhalten ist. Dieser Wille stellt die treibende Kraft hinter allen Bemühungen und Zielen dar, ähnlich dem Konzept von Ikigai, welches das Leben lebenswert macht.


„Eine Krankheit zu behandeln bedeutet, dass die Person ihr Leben voll leben kann. Ohne das Leben zu leben, hat die Krankheit keine Bedeutung.“

– Dr. Shoma Morita


2. Mechanismen der Psychopathologie

Toraware (とらわれ) – Gefangenschaft: Ein Zustand, in dem der Mensch von seinen eigenen Gedanken und Gefühlen gefangen ist.

  1. Shisou no Mujun (思想の矛盾) – Widerspruch zwischen Idee und Realität.

  2. Kouo no Kanjou (好悪の感情) – Bewertende Einstellung gegenüber Emotionen.

  3. Chuyui no Kochyaku (注意の固定) – Aufmerksamkeitsfixierung.

  4. Hakarai (はからい) – Der Versuch, das Natürliche oder Faktische zu manipulieren.

  5. Seishin Kougo Sayou (精神交互作用) – Wechselwirkung zwischen Aufmerksamkeit und Reizen.

  6. Shinshin no Hihai (身心の疲弊) – Psychophysische Erschöpfung.

3. Sicht auf die Gesundheit und das Wohlbefinden

  1. Arugamama (あるがまま) – Die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind.

  2. Sunao (素直) – Unkompliziertheit, Aufrichtigkeit und Reinheit.

  3. Jijitsu tadashin (事実直視) – Die Fakten als die einzige Wahrheit betrachten.

  4. Shizen fukiyuu (自然服従) – Gehorsam gegenüber der Natur.

  5. Mushyo juushin (無所住心) – Der Geist, der nirgends verweilt.

„Wir existieren in der Erfahrung.“

– Dr. Shoma Morita


4. Mechanismen der Veränderung

  1. Mokuteki honi no koudou (目的本位の行動) – Zweckgerichtete Handlung.

  2. Kyougo no Sentaku (境遇の選択) – Wahl der Umstände.

  3. Chuyui no Matshosei (注意の抹消性) – Abschwächung der Aufmerksamkeit.

  4. Taitoku (体得) – Erfahrung.

  5. Gajoku to Yojo (臥褥と養生) – Ruhe und Erholung.

 

Die praktischen Anwendungen der Morita-Therapie

Arugamama ermutigt dazu, die Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was aktiv getan und verändert werden kann. Dadurch wird die Aufmerksamkeit von dem abgelenkt, was nicht verändert werden kann. Dies beinhaltet die Umsetzung von absichtsvollen Handlungen (Mokuteki honi no koudou) und die Wahl der Umstände (Kyougo no Sentaku).


Fünf konkrete IKIGAI-Übungen zur Anwendung der Morita-Therapie:

1. Das Beobachten von Blättern im Fluss

Stell dir einen Fluss vor oder betrachte einen echten Fluss, auf dem Blätter langsam vorbeiziehen. Lass deine Gedanken als Blätter, die auf dem Fluss treiben, vorbeiziehen. Nimm jeden Gedanken, ob positiv oder negativ, an und lass ihn vorbeiziehen, ohne daran festzuhalten. Beobachte, wie die Blätter langsam aus deinem Blickfeld verschwinden, genauso wie deine Gedanken kommen und gehen. Diese Übung hilft dir, eine distanzierte Perspektive auf deine Gedanken zu entwickeln und nicht in ihnen gefangen zu bleiben.

2. Wolken beobachten

Stell dir vor, deine Gedanken sind wie Wolken, die am Himmel vorüberziehen. Denke an den Satz „Eine Wolke stirbt nie“. Frage dich: „Welchen Gedanken oder welches Gefühl trägt diese Wolke?“ Beobachte, wie die Wolke weiterzieht und sich verändert. Diese Übung erinnert dich daran, dass Gedanken und Gefühle vorübergehend sind und sich ständig verändern. Diese Übung hilft dir, eine akzeptierende Haltung gegenüber deinen Gedanken und Gefühlen zu entwickeln, ohne sie zu bewerten oder zu verändern.

3. Sich mit der Natur verbinden

Nutze Shinrin-Yoku (Waldbaden), um dich mit der Natur zu verbinden und deinen Geist zu beruhigen. Beobachte die Natur um dich herum. Nimm einen tiefen Atemzug und stelle dir vor, du siehst dich selbst in dieser Umgebung (Meta-Aufmerksamkeit). Beobachte deine Gedanken und Gefühle und bemerke, wie sie sich verändern. Kehre dann ins Hier und Jetzt zurück und beobachte etwas sehr detailliert, zum Beispiel ein Blatt oder einen Baum. Lass die Natur auf dich wirken, ohne etwas verändern oder erreichen zu wollen. Diese Übung fördert die Achtsamkeit und hilft dir, dich im gegenwärtigen Moment zu verankern.

4. Dankbarkeit praktizieren

Schreibe täglich auf, wofür du dankbar bist. Es können kleine oder große Dinge sein, wie ein schöner Sonnenaufgang oder ein freundliches Lächeln. Beobachte, wie sich deine Gedanken und Gefühle während dieser Übung verändern. Diese Übung hilft dir, eine positive Perspektive zu entwickeln und deine Aufmerksamkeit auf das Positive in deinem Leben zu lenken. Sie fördert ein Gefühl der Zufriedenheit und hilft dir, negative Gedankenmuster zu durchbrechen.

5. Schmecken und verstehen

Dr. Shoma Morita unterschied zwischen zwei Arten des Verstehens: Taitoku (körperlich erfahrenes Verstehen) und Rikai (intellektuelles Verstehen). Ein Beispiel hierfür ist das Schmecken von Schokolade. Du kannst die Eigenschaften von Schokolade intellektuell beschreiben, aber erst wenn du sie wirklich schmeckst, verstehst du sie auf einer tieferen Ebene. Diese Übung zeigt deutlich, dass direkte Erfahrung wichtiger ist als rein intellektuelles Verständnis.

 

„Taitoku & Rikai:

Taitoku: Erfahrungsbezogenes, verkörpertes Verständnis

Rikai: Intellektuelles Verständnis

„Man kann nicht wissen, wie etwas schmeckt, bis man es probiert hat.“

– Dr. Shoma Morita


Morita-Therapie und Ikigai-Kan in der modernen Forschung

Dr. Masahiro Minami (Simon Fraser Universität, Kanada) ist überzeugt, dass die Morita-Therapie eine tiefere Verbindung zwischen Mensch und Natur fördert und Menschen dabei hilft, ihre Symptome und Emotionen so anzunehmen, wie sie sind. Diese Akzeptanz ist der Schlüssel, um ein erfülltes Leben zu führen und eine realitätsorientierte Haltung zu entwickeln. Es führt zu psychologischer Flexibilität, wie wir sie auch von der Acceptance and Commitment Therapy (ACT) kennen.

„Die Antwort liegt darin, eine Haltung zu praktizieren und zu meistern, die mit der Außenwelt in Berührung steht. Dies wird als realitätsorientierte Haltung bezeichnet, was kurz gesagt die Befreiung von Selbstzentriertheit bedeutet.“

– Dr. Takahisa Kora


Durch die Kombination der Prinzipien der Morita-Therapie mit dem Konzept von Ikigai-Kan können wir eine tiefere und erfüllendere Lebensweise fördern, die sowohl psychologisches Wohlbefinden als auch existenziellen Sinn integriert.

„Sei der beste unvollkommene Mensch, der du sein kannst, und

und fang mit den Dingen an, die du erreichen willst, bevor du stirbst.

Akzeptiere deine Gefühle. Erkenne dein Ziel.

Und tu, was getan werden muss.”

Dr. Shoma Morita (1874-1938)


 

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Drei Wochen in Japan – Teil 2