Willkommen bei Deiner Ikigai Reise
Wie schön, dass du hier bist
Konnichiwa 👋 von Motoki
Hier geht es um Dich. Mach es Dir also gemütlich:
Kreiere einen Ort, an dem Du Ruhe und Fokus findest.
Schnapp Dir Stift, Papier, Tee oder Deine Lieblingsmusik auf dem Ohr.
Schenk Dir ein Danke, dass Du Dir Zeit nimmst.
Bereit? Atme drei mal bewusst tief ein und aus — das bringt Dich in den Moment. Wenn Du so weit bist, steigen wir ein:
Was bedeutet Ikigai?
Ikigai heißt „das, was das Leben lebenswert macht”. Eine einheitliche Definition oder ein Ikigai-Diagramm gibt es aber nicht — das zeigt das Facettenreichtum und die Tiefe der japanischen Philosophie auf.
„Kurz gesagt, Ikigai ist ein Spektrum. Und die Komplexität von Ikigai spiegelt eigentlich die Komplexität des Lebens selbst wider.“
Daher kommt das Wort Kai: Wertvolle Muscheln mit Bildern verziert. Bild von Yomiuri Shimbun
Mit diesen wunderschönen Kunstwerken spielten Menschen früher eine Art Memory namens Kai-Awase: Unter all diesen Muscheln gibt es zwei, die ähnlich sind. Ziel ist es, möglichst viele dieser Paare zu finden.
Dieses Spiel kann uns Inspiration geben, wie wir Wert in anderen Menschen entdecken können. Vielleicht entdeckst Du in jemand Anderem etwas Gemeinsames? Vielleicht spiegelt Dein Gegenüber einen Teil von Deiner goldenen Geschichte wieder?
Mehr zum Ursprung der japanischen Tradition findest Du auch auf Seiten 6 und 7 im eBook.
Ikigai-Exkurs und Vertiefung
Eine Vertiefung mit Motoki zum “Ikigai-Doppelgänger”:
Wenn man online oder in den sozialen Medien nach Ikigai sucht, stößt man fast ausnahmslos auf sogenannte "Venn-Diagramme", die vier Fragen in den Mittelpunkt stellen: Was man liebt, worin man gut ist, was die Welt braucht und wofür man bezahlt wird.
Diese Fragen können als Leitfaden dienen, insbesondere wenn man vor einer beruflichen Entscheidung steht und darüber nachdenkt, welche Arbeit zu einem passt, ob man sich selbstständig machen oder eine Anstellung suchen soll und wie man seine Leidenschaften und Fähigkeiten in seinem Beruf vereinen kann.
Tatsächlich hat dieses beliebte Diagramm keine Wurzeln in der traditionellen japanischen Ikigai-Philosophie. Es wurde 2012 von dem spanischen Astrologen Andrés Zuzunaga unter dem Namen "Propósito" entwickelt und bezeichnet das, was wir im Englischen als “Purpose” kennen, was auf Deutsch "Zweck" oder "Sinn" bedeutet. Die Idee des Sinns trifft einen Nerv in einer Zeit, in der traditionelle Sinngeber wie Religion, Familie und Arbeit an Bedeutung verlieren.
Reflektiere darüber:
Was kann das “westliche” Ikigai leisten?
Wo sind seine Grenzen?
Was sind die Gefahren, wenn wir unseren Lebenssinn mit Geld und Karriere verbinden?
Was bedeutet Ikigai wirklich?
Dankbarkeit
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Dankbarkeit. Viele Menschen machen sich jeden Morgen über die Frage Gedanken, wofür sie dankbar sind. Damit “trainieren” sie ihren Blick für die guten Sachen, die sie bereits im Leben haben. Nicht, um Negatives auszuklammern, aber um unserem Gehirn auf die Sprünge zu helfen, das sich naturgemäß besser an negative Ereignisse erinnert (sog. ‘Negativity Bias’). Das macht auf Dauer zufriedener und lässt uns mehr Ikigai fühlen.
Oft denken wir, wir bräuchten noch mehr, um glücklich zu werden. Sozial- und Verhaltensforschung zeigen aber, dass eine Zunahme von materiellen Gütern gerade nicht zu einer linearen Zunahme von Glück führt (z.B. Bruno Freys „Die Last des Lottogewinns“). Geld hilft uns, unsere Bedürfnisse zu decken und entlastet uns emotional - folglich fühlen wir uns freier. Aber ab einem gewissen Einkommen macht Geld keinen Unterschied mehr für unser Glücksgefühl. Das zeigte eine Studie von Kahnemann.
In Bhutan ist man deswegen auf eine spannende Idee gekommen: Dort wird Wohlstand nicht anhand des Bruttoinlandsprodukts (BIP), also an Geld gemessen. Ein hohes BIP wird mit Wohlstand verbunden, obwohl es dann steigt, wenn z.B. sich Scheidungen, Autounfälle und Zigarettenkonsum erhöhen.
Stattdessen hat Bhutan das Bruttonationalglück eingeführt. Dabei werden die Bewohner:innen nach ihrer Zufriedenheit befragt, damit die Regierung die nächsten Schritte gehen kann, um die Zufriedenheit zu erhöhen.
Lass uns also klein anfangen und über die Dinge nachdenken, für die Du Dankbarkeit empfindest. Schreib alles auf, was Dir in den Sinn kommt - nichts ist zu unscheinbar. Manchmal dauert es, bis uns etwas einfällt, deswegen lass Dir gerne ausreichend Zeit für diese Übung.
Lass Dich von Michaels Klängen bei der Suche nach wertvollen Dingen begleiten:
Die Macht des Flows
Lass Dir gern genügend Zeit, um über die Impulse nachzudenken - hier kommt jede Menge Input. Wenn Du lieber mit frischem Kopf darüber nachdenken möchtest, komm gern ein anderes Mal hierher zurück.
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Wo wir mehr Wohlbefinden und Erfüllung für unser Leben suchen, hilft es, wo wir qualitative Zeit für uns nehmen. Vergangenheit ist für viele Menschen etwas, das sie mit sich herumschleppen, an der sie sich ‘abarbeiten’. Was, wenn wir auf die Schätze in unserer Vergangenheit schauen?
Lass uns also einmal feiern, wie weit Du es gebracht hast. Du stehst hier trotz aller Höhen und Tiefen des Lebens, und das macht Dich stärker. Frag Dich also: Welche Herausforderung habe ich in den letzten sechs Monaten gemeistert? Was hat mir dabei geholfen, diese Schwierigkeit zu überwinden?
Hier kommt Michael Nickels wundervolle Musik, die Dich inspirieren kann:
Hier findest Du einen Film über die Takumi. Sie investieren ihr Leben, um sich in ihrem Handwerk ausdrücken zu können:
Resilientes Okinawa
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Durchhaltevermögen. In unserem Leben gibt es zahlreiche Stressfaktoren. Wie stressig wir das empfinden, hängt nicht vom Stressfaktor selbst ab, sondern eher davon, wie wir sie interpretieren. Wenn wir Scheitern zum Beispiel nicht als Zeichen von Schwäche sondern als Zeichen von Wachstum und Lernen ansehen, können wir gewinnend mit diesem Stress umgehen und durchhalten.
Diese Perspektive können wir besonders dann einnehmen, wenn wir unser größeres Ziel kennen, für das wir weitermachen - wie die Bewohner:innen Okinawas.
Hier findest Du mit einem Augenzwinkern eine englische Werbung, die das Ikigai der Inselbewohner:innen thematisiert. Sie stellt die Frage, für was wir aufstehen (‘I wake up for’). Wenn Du aber genau hinhörst, erzählen die Personen im Video auch ein wenig über das wie und warum.
Die Bewohner:innen auf Okinawa zeigen, wie ein Leben mit Ikigai aussehen kann. Neben den besonders gesunden Lebens- und Essgewohnheiten verhilft den Einwohnern vor allem das Netzwerk von Freunden (jap. „MOAI“), länger zu leben, weil es sie in der Wahrnehmung ihrer Selbstwirksamkeit unterstützt und ihnen einen Lebenssinn vermittelt. Grundsätzlich haben Japaner:innen einen sehr aktiven Lebensstil. Sie bewegen sich viel am Boden und bleiben so mobil.
Viele haben einen eigenen Gemüsegarten, engagieren sich in der Gemeinschaft, feiern und tanzen gemeinsam. Sie erfüllen eine wichtige Aufgabe, ihr Ikigai, und sind stolz auf ihre Traditionen und die lokale Kultur. Alles, was sie tun, tun sie mit Leidenschaft. Sie setzen sich nicht „zur Ruhe“, wie es in der westlichen Welt üblich ist. Sie bleiben ihr Leben lang aktiv und üben ihr Ikigai aus, solange es ihre Gesundheit zulässt.
Die japanische Gesellschaft kennt viele Menschen, die weit über das Rentenalter hinaus tätig sind, etwa der bekannteste Sushikoch, Künstler, Karatemeister, Fischer – alle aktiv mit über 90 Jahren. So verwundert es auch nicht, dass auf Okinawa mehrere Urururgroßmütter leben, die älter als 100 Jahre sind.
Folgen wir Blue Zones von Dan Buettner, sind fünf Aspekte ein Schlüssel für Glück und Langlebigkeit:
Sich keine Sorgen machen
Gute Angewohnheiten
Täglich Freundschaften pflegen
Ohne Hast leben
Optimismus
Hier eine gute und kurze Dokumentation von BBC:
Was können wir von den resilienten Menschen aus Okinawa lernen?
Im Buch Ikigai – gesund und glücklich hundert werden von Miralles und García heißt es:
„Ein seelisch widerstandsfähiger Mensch ist imstande, sich auch in schwierigen Situationen auf seine Lebensziele zu konzentrieren, auf das wichtigste im Leben, ohne in Mutlosigkeit zu versinken.”
Laut Duden bezeichnet das Wort Resilienz:
„Die psychische Widerstandskraft; Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen”.
Dafür sind die Bewohner:innen der Insel Okinawa ein gutes Beispiel. Sie folgen ihrer Leidenschaft, egal was passiert. Das schaffen sie deswegen, weil ihr Ikigai klar umrissen ist.
Wie kommen wir zu “mehr” Resilienz?
Indem man sich vor Augen führt, über welche Dinge wir im Leben Kontrolle haben und über welche nicht. Es macht keinen Sinn, sich über Dinge den Kopf zu zerbrechen, die wir nicht beeinflussen können.
Genauso verhält es sich mit der Vergangenheit und der Zukunft. Wir leben im Hier und Jetzt, also ist die Gegenwart das Einzige, worüber wir Kontrolle haben.
Ein stoischer Ansatz sieht vor, sich der Vergänglichkeit aller Dinge bewusst zu werden. Unser Leben unterliegt einem ständigen Wandel.
Seneca sagte: „Alles Menschliche ist von kurzer Dauer und wird vergehen.“
Dieses Wissen kann uns helfen, mehr im Moment zu leben und die Menschen und Dinge um uns herum wertzuschätzen. Verluste können durch den Blick auf die flüchtige und vergängliche Welt besser verkraftet werden.
Eine Übung dazu
Eine weitere Übung besteht darin, sich vor Augen zu führen, was in unserem Einflussbereich liegt - und was nicht. Über die Dinge, die wir direkt beeinflussen können, können wir eine Entscheidung treffen, z.B. wie wir damit umgehen wollen, ob wir es sein lassen wollen und vieles mehr. Aber auch über Dinge, die außerhalb unseres Einflussbereiches liegen, können wir eine Entscheidung treffen: Wie wir uns ihnen gegenüber verhalten.
Im Folgenden kannst du genau so eine Übung machen.
Schreibe auf ein Blatt Papier, was dich im Moment stresst, was dir Sorgen macht und was dir Energie raubt.
Die Dinge, die sich innerhalb deiner Kontrolle befinden, schreibst du auf die Innenseite des Blattes. Die Dinge, die außerhalb deiner Kontrolle liegen, notierst du ganz außen. Du kannst auch einen Kreis zeichnen, um die Grenze zwischen den Sphären zu markieren.
Sinn und Zweck der Übung
Diese Übung verhilft bereits durch das Ordnen deiner Gedanken zu ihrem Wert. Dabei erkennst du, welche Bereiche deines Lebens du beeinflussen kannst und überlegst möglicherweise, deine Herangehensweise daran zu ändern. Es mag einfach erscheinen, doch beispielsweise kann ich die Zeit, zu der ich zur Arbeit gehe, anpassen oder auch mal „nein“ zu Anfragen sagen. „Nein“ zu sagen ist oft ein Schlüsselwort, wenn es um Bereiche geht, die in unserem Einflussbereich liegen.
Doch was tun, wenn die Dinge außerhalb unseres Einflussbereichs liegen?
Wir sind vielleicht nicht in der Lage, die Umstände zu ändern, aber wir können unsere Einstellung dazu ändern. Das lehren uns die Lebensgeschichten von Mieko Kamiya und Viktor Frankl. Egal, wie schlimm die Umstände sein mögen, uns kann die Freiheit, wie wir auf die Dinge reagieren, nicht genommen werden. Dies betrifft genau den Bereich unserer Einstellungswerte, die wir uns im Kapitel über Werte angesehen haben.
Oft fühlen wir uns machtlos, eine Situation zu ändern – umso mehr liegt es in unserer Macht, unsere Einstellung dazu zu ändern.
Ein wichtiger Schritt dabei ist die Akzeptanz.
Wenn du dich darauf einlässt, stößt du auf zentrale Werte und Fragen für dein Leben, die Mut erfordern. Themen könnten sein:
Die Situation so akzeptieren, wie sie ist, selbst wenn wir sie nicht gutheißen
Anderen das Beste wünschen, selbst wenn sie uns verletzt haben
Menschen loszulassen, selbst wenn wir ihnen dies nicht mehr sagen können
Uns selbst zu vergeben
...
Durch diese Reflexion wachsen wir.
Wir haben die Möglichkeit, uns selbst und unsere Einstellung zu Dingen, die außerhalb unseres Einflusses liegen, zu verändern. Dadurch können wir inneren Frieden und Harmonie („Wa“ 和) ganz im Sinne von Ikigai finden.
Freiheit statt Stress
Wenn wir lernen, die Dinge zu akzeptieren, die wir ohnehin nicht ändern können, nehmen wir ihnen die Macht, uns immer wieder zu stressen. Das bedeutet nicht, dass wir ihnen gegenüber gleichgültig werden. Doch wir erlauben nicht länger, dass sie uns fortlaufend stressen.
Aus dieser Haltung heraus können wir sogar neue Kraft schöpfen und uns dazu entscheiden, einen Beitrag zu leisten. Auch wenn wir nicht wissen, ob er sofort etwas verändert, haben wir die Freiheit, diesen Schritt zu gehen. Am Beispiel der aktuellen Weltsituation könnte dies eine Spende, ein Gebet oder etwas anderes sein – etwas vermeintlich Kleines.
Ikigai und Resilienz
Hier noch eine weitere Vertiefung zu Ikigai und Resilienz mit Motoki:
Im Hier und Jetzt ankommen
Was zählt am Ende des Tages wirklich?
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Manchmal verlieren wir den Überblick, weil so viele Informationen auf uns einprasseln. Das kann bedeuten, dass wir nicht mehr wissen, was uns wirklich wichtig ist und was wir priorisieren wollen. So erleben viele Menschen, dass ihr Leben an ihnen vorbeizieht, ohne dass sie sich wirklich mit den wichtigen Dingen beschäftigen.
Bronnie Ware hat schon vor Jahren darüber geschrieben, was sie als Krankenschwester im Hospizdienst erlebt hat. Die meisten Menschen bereuen am Ende ihres Lebens die grundlegenden Dinge:
Hätte ich doch mehr Zeit mit meiner Familie und meinen Liebsten verbracht
Wäre ich doch ehrlicher mit meinen Gefühlen umgegangen
Hätte ich doch weniger gearbeitet
Hätte ich mich doch weniger gesorgt, was andere von mir denken
Deswegen laden wir Dich ein, den Moment zu bemerken. Pause zu machen. Innezuhalten. Tu nun das, was Dir hilft, Dich zu erden.
James Doty ist ein führender Neurochirurg, Autor und Altruismusforscher, der regelmäßig bei Finde Zukunft zu Gast ist. Er hat das Alphabet des Herzens entwickelt, das uns jeden Morgen an die wirklich wichtigen Dinge erinnern kann:
Die Schönheit des Unvollkommenen
Wunderbar, dass Du hier bist. Wir freuen uns, dass Du Dir Zeit für Dich nimmst - sie ist so wertvoll. Vielleicht magst Du Dir an dieser Stelle versprechen, dass Du großherzig zu Dir selbst sein wirst?
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Manchmal verstricken wir uns in dem Bestreben, Dinge perfekt zu haben. Was passiert, wenn wir Unperfektheiten im Leben akzeptieren lernen? Als wunderbarer Teil des Lebens betrachten?
Bei der Frage, welche Unperfektheiten Du in Deinem Leben mehr wertschätzen möchtest, begleitet Dich Michaels Kunst. Schau auch darauf, was Dir dabei helfen könnte, denn so einfach ist dieses Annehmen vielleicht nicht:
Unperfektes als Teil des Lebens zu begreifen lehrt uns auch die Handwerkskunst Japans. Zerbricht eine Schüssel, wird sie nicht durch eine neue ersetzt, sondern aufwendig repariert. Über mehrere Wochen dauert der Prozess von Kintsugi: Die Einzelteile werden zusammengesetzt, geklebt und die Narben mit echtem Gold verziert. Diese Technik betont die Stellen, an denen das Gefäß gebrochen ist, statt sie zu kaschieren. Es verleiht dem Gefäß Einzigartigkeit und ganz unbeabsichtigt Schönheit.
Diese Idee können wir auf unsere persönlichen Narben übertragen. Ikigai bedeutet auch, die unangenehmen Erfahrungen im Leben anzunehmen, die uns geprägt haben. Das braucht eine lange Zeit, viel Geduld und Hingabe.
Schönheit verbirgt sich in unseren Geschichten und schmerzlichen Erfahrungen:
„Wenn ich eine Person sein kann, der die Leidenden ihren Schmerz ausschütten können, und obendrein, wenn ich eine Person sein kann, die ihren Geist verstehen kann, habe ich diese Art von Erfahrung nicht umsonst gemacht“
Wenn Du magst kannst Du zu diesem Thema hier einen Kurzfilm von uns finden, der die Schönheit von Kintsugi verdeutlicht:
Exkurs: Neue Perspektiven durch Wabi-Sabi und Kintsugi
Unser Leben ist geprägt von Wandel und Vergänglichkeit. Nichts bleibt für immer und das Leben ist oft von Leid und Unvollkommenheit durchzogen. Doch gerade das macht die Besonderheit und Schönheit unseres Daseins aus. Wenn wir die Unvollkommenheit akzeptieren und wertschätzen, können wir eine tiefe Verbundenheit mit unserem Leben und unserer Umwelt entwickeln. Dieses Konzept wird im Japanischen "Wabi-Sabi" genannt.
Wabi-Sabi betont die Schönheit im Unvollkommenen, Vergänglichen und Veränderlichen. Statt Perfektion strebt es nach Authentizität und Einfachheit. Diese Lebenseinstellung lädt dazu ein, die Schönheit in den kleinen, unscheinbaren Dingen des Alltags zu entdecken und zu schätzen.
Eine Verbindung zum Wabi-Sabi-Konzept findet sich auch im traditionellen japanischen Kunsthandwerk des Kintsugi. Dabei werden Bruchstellen an Keramikgegenständen mit einem speziellen Lack gefüllt, der mit Gold, Silber oder Platin versetzt ist. Diese Technik betont nicht nur die Reparatur, sondern auch die sichtbare Narbe des Bruchs, indem sie diese mit dem Edelmetall hervorhebt. Auf diese Weise wird der Fehler nicht versteckt, sondern der Schönheit des Objekts hinzugefügt.
In Europa neigen wir dazu, Unvollkommenheit und Vergänglichkeit zu verdrängen oder zu überdecken. Monumentale Steinbauten und Kathedralen suggerieren eine Aura der Dauerhaftigkeit und Unvergänglichkeit. Im Gegensatz dazu akzeptiert die japanische Architektur die Vergänglichkeit ihrer Holzkonstruktionen und erkennt die natürlichen Zyklen von Werden und Vergehen an.
Das Bewusstsein der Vergänglichkeit kann uns helfen, unser persönliches Ikigai - unsere Lebensaufgabe oder unseren Lebenssinn - zu finden. Es lenkt unsere Aufmerksamkeit auf das Wesentliche im Leben und ermöglicht uns, wahre Erfüllung in einfachen Momenten zu finden. Sie ermutigt uns, die Schönheit im "Unvollkommenen" zu erkennen und zu schätzen und erinnert uns daran, dass auch Brüche und Narben zum Leben und zu unserer persönlichen Entwicklung gehören.
„Es gibt so viele Missverständnisse zu Wabi-Sabi und leider auch wahnsinnig viele Veröffentlichungen mit einem “falschen” Verständnis zu Wabi-Sabi, die der jahrhundertalten Philosophie nicht gerecht werden.“
Zeit für Fragen
Nimm Dir noch einmal Zeit, um hier wirklich anzukommen. Manchmal hilft es, sich eine ganze Minute dafür zu nehmen, bevor es weitergeht.
Michaels Musik nimmt Dich mit auf diese Reise näher zu Deinem Ikigai, während Du Dein Buch befüllst. An diesen Ort kannst Du immer wieder zurückkehren, wenn Du bei Reflexionsübungen begleitet werden möchtest. Hier findest Du die ganze Auswahl von Michaels wunderbarer Piano Musik, eine Mediathek, aus der Du frei wählen kannst.
„Es gibt für den Menschen nichts anderes, um das Leben voll zu leben, als Ikigai. Deshalb gibt es keine größere Grausamkeit, als Menschen ihres Ikigai zu berauben, und es gibt keine größere Liebe, als Menschen ihr Ikigai zu geben”
– Mieko Kamiya in Ihrem Buch Ikigai Ni Tsuite, das bis heute nicht in andere Sprachen übersetzt wurde
Glück und Ikigai
Schön, dass Du Dir weiter Zeit für Dein Wohlbefinden nimmst - das freut uns von Herzen. Nimm Dir alle Zeit der Welt für die nächste Journal-Übung.
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Mieko beschrieb ausführlich, wie Ikigai sich anfühlt und weshalb es mehr als Glückseligkeit oder Glücklich-Sein beschreibt. Entdecke, was Dein Ikigai sein könnte: Welche Aktivitäten, Menschen, Ereignisse und Aufgaben Dir das Gefühl geben…
…dass Du gebraucht wirst?
…dass Du Dich Richtung Zukunft bewegst?
…dass Du mit Deinen Werten in Übereinstimmung handelst?
…dass Du etwas erreichst und wirksam bist?
…dass Du herausgefordert wirst?
Während Du darüber nachdenkst, bringt Michael seine Seele auf den Klaviertasten zum Ausdruck - genieß es:
Dein Ikigai pflegen
Großartig, dass Du Dich weiter auf die Suche nach den bedeutenden Dingen in Deinem Leben begibst. Bist Du bereit für die nächste Reflektionseinheit?
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Dich selbst ausdrücken. Worin wir uns ausdrücken können, hat viel damit zu tun, was in uns vorgeht und nach welchen Werten wir unser Leben ausrichten. Deine Identität ist einzigartig. Sie zum Ausdruck zu bringen und Dich damit selbst zu verwirklichen ist wichtig, damit Dein Gefühl von Ikigai ‘gepflegt’ wird. Denn Ikigai spiegelt, was uns wichtig und was wir im Leben priorisieren – es hilft also, sich Zeit für die Begegnung mit sich selbst zu nehmen. In welchen Momenten fühlst Du, dass Du Dir selbst ganz nahe bist? Was tust Du aus Überzeugung, weil es sich richtig anfühlt?
Wieder begleitet Dich Michael bei Deiner Reflektionsübung:
Die sieben Dimensionen
Finde heraus, was ein starkes Ikigai ausmacht.
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Kamiyas Erkenntnisse. Hier findest Du einen Überblick über die Dimensionen, die Kamiya formulierte. Sie können als Erinnerung dienen, was Du tun kannst, wenn Du durch Krisenzeiten gehst.
So wie wir nach Wachstum und Veränderung streben (siehe auch Aktualisierungstendenz), verändert sich auch unser Ikigai mit uns. Das hat auch mit der Überwindung von Unsicherheiten zu tun. Wie viel trauen wir uns selbst zu? Wie gehen wir mit Fehltritten um? Haben wir genug emotionale Unterstützung durch andere?
Zu den Ikigai Bedürfnissen gehört auch Freiheit. Ob es den freien Willen oder Freiheit im Leben gibt, ist umstritten. Kamiya war der Meinung, dass wir unfrei sind, weil wir von vielen Zwängen umgeben sind. Gemeinsam mit den Zufällen des Lebens bleibt uns nach ihr kaum objektive Freiheit.
Sie war aber der Überzeugung, dass das egal ist. Das, was zählt, ist das Gefühl, frei zu sein. Und das können wir in unserem Ikigai finden. Wann fühlst Du Dich frei?
„Auf dem Gipfel eines Berges öffne ich meinen Brustkorb
und atme die Luft so tief ein, wie ich kann.
Ich kann frei atmen, frei von allen Zwängen der Welt da unten“
Eine Frage der Perspektive
Hier findest Du zusätzliche Impulse zu Frankls Theorien. Sie sind hilfreich, um Kamiyas Perspektive zu verstehen und tiefer in ihre Lehre über das Ikigai einzutauchen. Mach gerne eine kurze Atempause, damit Du mit klarem Kopf hieran gehst.
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Frankls Erkenntnisse. Welche Perspektive wir in der Geschichte unseres Lebens einnehmen, ist nach Frankl ausschlaggebend für unser Gefühl von Sinnhaftigkeit und Erfüllung.
Hier ein Stück von Michael, dass Dir Raum zur Reflexion ermöglichen kann:
Die Frage, die das Leben an uns stellt ist, worauf wir uns konzentrieren. Frankl verglich unsere Vergangenheit mit einem vollen Speicher voll Korn, der uns Kraft für Jetzt und die Zukunft gibt.
Wo hast du Korn gesammelt im alltäglichen in vermeintlich kleinen Dingen? In welchen anstrengenden Dingen, die Du überwunden hast, liegt ein Speicher für die Zukunft?
Kamiyas persönlicher Lebensweg
Tauche ab in Kamiyas Gedanken und ihr Erleben. Lass Dich in diesem Kapitel von ihr inspirieren. Vorher kannst Du gern aus dem Fenster schauen und Deine Gedanken sammeln.
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Kamiyas persönliche Geschichte. Kamiya erkannte, dass Menschen mit einer persönlichen Aufgabe besonders stark Ikigai-Kan empfanden.
Mit einer persönlichen Mission meinte sie nicht, die Welt zu retten. Auch geht es dabei nicht um das Ego, auch wenn “Selbstverwirklichung” ein Teil von Ikigai ist. Man braucht keine Person mit einem Titel zu werden, vielmehr geht es laut Kamiya darum, sich zu engagieren, zu investieren und verschiedenen Aktivitäten Leben einzuhauchen. Ähnlich, wie Pädagog:innen oder Menschen aus der Krankenpflege einer “Aufgabe” nachgehen. Es könnte auch in der Rolle des Elternseins zu finden sein.
Das spiegelt sich in ihrer persönlichen Geschichte wider, die auch aus ihren Tagebüchern hervorgeht.
Mit ihrem Leiden, das sie zehn Jahre intensiv begleitete, brachte sie eine tiefe Empathie für das Leid ihrer Leprapatient:innen mit. Sie fand schließlich, dass ihre Leidenserfahrung nicht umsonst war, weil sie dadurch anderen Leidenden Halt geben kann. Sie schien ihre Lebensaufgabe in der Fürsorge für die Ausgeschiedenen der Gesellschaft gefunden zu haben.
Später empfand sie den Wunsch, Medizin zu studieren und Ärztin zu werden. Doch so ganz konnte sie sich nicht auf das Studium konzentrieren. Sie war in einem Ständigen Konflikt zwischen Medizin und dem Schreiben. Schließlich bezeichnete sie das Lernen als eine Ablenkung und Flucht von ihrer eigentlichen Sehnsucht nach dem Schreiben. Schließlich hatte sie immer wieder starke Impulse, zu schreiben. Sie hielt fest, dass sie eine Person ist, die schreiben musste – mehr als alles andere.
Was hielt sie davon ab? Vermutlich zweifelte sie an ihrem Können. Sie verglich sich mit anderen. Ihre Fähigkeiten beschrieb sie als nicht so fantasievoll, wie die der anderen. Sie konnte nicht so mühelos schreiben wie andere und fühlte sich im Gegensatz zu anderen minderwertig. Auf diese Grenzen zu stoßen, erfüllte sie mit Schmerz, weswegen sie schreiben vermied.
Auch beschrieb sie ihrer Freundin immer wieder, dass sie wegen ihrer Pflichten keine Zeit zum Schreiben hatte.
Erst, als sie krank wurde und realisierte, dass das Leben endlich ist, kam ihr eine Erkenntnis. Sie könnte nur dann ohne Reue sterben, wenn sie wenigstens ein Buch schrieb. Mit ihrer Krankheit musste sie sich auch von ihren Pflichten zurückziehen und hatte endlich Zeit, sich ihrem Ikigiai voll und ganz zu widmen. Sie empfand insofern eine Art Dankbarkeit für die Krankheit.
Halte gerne eine Art Landkarte Deines Lebens fest: Welche Punkte haben Dich im Lauf der Zeit geprägt? Das können herausfordernde, schmerzvolle als auch schöne Momente sein.
Finde Balance
Für das nächste Kapitel empfehlen wir Dir, ausreichend Zeit zu lassen. Gerne kannst Du Dir auch mehrere Male Zeit dafür nehmen, darüber nachzudenken, weil die nächste Frage so umfassend ist. Wie immer gilt: Tu das, was Dir gut tut.
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Finde Balance. Über die nächste Frage kannst Du gerne reflektieren, während Du Michaels Musik lauschst. Welche Erkenntnisse machst Du? Wo erlebst Du Herausforderung und Genuss im Alltag?
Falls Du merkst, dass Dir auf der einen Seite mehr einfällt als auf der anderen, könnte ein nächster Schritt sein, Dich zu fragen: Wo finde ich Genuss in der Herausforderung? Wo kann ich auch in gewohnter und gemütlicher Umgebung einen Funken Neues entdecken?
Was macht es mit Dir, wenn Du so darüber nachdenkst?
Frieden schließen
Willkommen zum vorletzten Kapitel
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Kamiya formulierte ihre Einzigartigkeit, die aus all ihren Erfahrungen hervorging, so:
“Ikigai ist nicht das Ende, sondern der Anfang des Strebens nach einem lebenswerten Leben.
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Rückblick. Was hast Du in der vielen Zeit, die Du in Dein Ikigai investiert hast, gelernt? Wenn Du magst, kannst Du Dir hier nocheinmal vor Augen führen, wie Dein Ikigai aussehen könnte:
Danke, dass du dir Zeit für dich selbst genommen hast.
Wie war die Reise für dich?
Schreib uns gerne, was du auf deiner Reise gefunden hast.
Du hast wahrscheinlich gesehen, dass wir auch ein Ikigai-Buch haben.
Und: Wenn die Reise jetzt für dich erst begonnen hat, komm gerne in den Ikigai-Live Kurs, um das alles noch weiter zu vertiefen.
Wir rechnen dir den Online-Kurs zu 100% an 🙏.
Deine Reise mit uns geht hier nicht zu Ende. Wenn Du magst, bist Du von Herzen eingeladen, zu unseren Ikigai-Circles dazuzukommen. Sie leben davon, dass Menschen wie Du sie bereichern und ihre Weisheit mit dazu geben. Felix, Motoki und Bine sagen Dir ein großes Dankeschön dafür, dass wir Dich begleiten dürfen.
Als Bonus findest Du hier Ikigai-Meditationen mit Motoki
IKIGAI Reise fortsetzen
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Bonus: Ein digitaler Ikigai-Planner für dich mit über 40 Fragen für alle weiteren Tage deines Leben 🙏
Hier noch ein letztes Mal Motoki mit Hinweisen zur Ikigai-Tagesgestaltung. Damit kannst du alle folgenden Tage mit viel Ikigai Bewusstsein gestalten.