Was Menschen zum Jahreswechsel wirklich bewegt
Die Zeit „zwischen den Jahren”
Er erinnert uns an eine Zeit, in der wir noch analoge Kalender zwischen den Jahren vorbereitet haben – etwa Filofaxe, Wand- oder Tischkalender (solche haben wir auch in unserem Finde Zukunft Shop) wurden in diesen Tagen neu angelegt. Das alte Jahr wurde damit abgeschlossen, das neue lag unmittelbar vor uns.
Der Ausdruck hat voraussichtlich noch eine ältere, fast vergessene Herkunft: Er geht nach vielen Quellen (ZDF Logo) auf eine Zeit zurück, in der unsere Zeitrechnung nicht einheitlich festgelegt war. Im Mittelalter existierten unterschiedliche Kalender nebeneinander. Nach dem einen Kalender war das Jahr bereits zu Ende, nach dem anderen noch nicht. Diese Tage lagen – im wörtlichen Sinn – zwischen den Jahren.
Heute ist unsere Zeitrechnung klar geregelt und unsere Kalender vor allem digital.
Die Fragen sind jedoch ähnlich geblieben – zwischen den Jahren machen wir uns besonders viele Gedanken:
Was erwartet mich im nächsten Jahr?
Was wird von Bedeutung sein?
Was hat mich das Alte gelehrt?
Was nehme ich mit – was lasse ich zurück?
Daher haben wir neben unseren interaktiven Ikigai-Reflexionen und weiteren psychologisch fundierten Tests auch eine Neujahresreflexion entwickelt, die dazu einlädgt, innezuhalten und sich mit Werte- und Sinnfragen zu beschäftigen – ganz im Sinne des ursprünglichen Ikigai.
Das wahre Ikigai, wie es von Mieko Kamiya beschrieben wurde, hat nichts mit dem populären vierkreisigen Venn-Diagramm zu tun. Es fragt nicht nach Optimierung oder Selbstverwirklichung. Es fragt schlicht danach, was das Leben lebenswert macht.
Wenn wir die vielen Antworten aus der Jahreswechsel-Reflexion betrachten, zeigen sich fünf zentrale Dimensionen, die sich über zahlreiche Beiträge immer wieder zeigen:
Sinn ist da. Kraft oft nicht: „Es ist nicht leer in meinem Leben. Es ist zu voll.“
Viele Teilnehmende beschreiben ein starkes inneres Engagement – und gleichzeitig Erschöpfung. Nicht als Klage, sondern als nüchterne Beobachtung.
„Ich hatte viele sinnvolle Aufgaben, aber kaum Pausen.“
„Ich weiß, wofür ich losgehe – mir fehlt oft die Energie dafür.“
„Das Jahr war reich, aber auch sehr anstrengend.“
„Ich habe viel gegeben. Manchmal zu viel.“
Auffällig ist: Kaum jemand spricht von Sinnlosigkeit. Im Gegenteil. Sinn, Verantwortung und Verbundenheit sind präsent. Was fehlt, ist Raum.
„Es ist nicht leer in meinem Leben. Es ist zu voll.“
„Ich habe das Gefühl, ich komme innerlich nicht mehr hinterher.“
Die Sehnsucht nach Ruhe – nicht nach mehr
Auf die Frage, was im kommenden Jahr helfen würde, innere Ruhe zu pflegen, sind die Antworten erstaunlich eindeutig. Es geht selten um neue Methoden oder Ziele. Es geht um Reduktion.
„Weniger Termine. Weniger Input.“
„Mehr Stille. Mehr Natur.“
„Zeit ohne Zweck.“
„Nicht ständig erreichbar sein.“
„Einfacher leben.“
Viele beschreiben den Wunsch, sich wieder zu sammeln.
„Ich möchte wieder spüren, was mir wirklich wichtig ist.“
„Ich sehne mich nach Klarheit im Kopf.“
„Nicht immer alles gleichzeitig.“
Ikigai zeigt sich hier nicht als Antrieb nach außen, sondern als Rückkehr zu innerer Ordnung.
Beziehungen tragen mehr als Pläne
Wenn Menschen benennen, wofür sie dankbar sind oder was ihnen Halt gibt, stehen fast immer Beziehungen im Mittelpunkt.
„Die Gespräche mit meiner Schwester.“
„Zeit mit meinen Kindern.“
„Menschen, bei denen ich nichts erklären muss.“
„Freunde, die einfach da sind.“
Auch die Frage, in wen oder was im nächsten Jahr Energie investiert werden soll, wird relational beantwortet.
„In Menschen, die mir guttun.“
„In Beziehungen, die ehrlich sind.“
„In Vorhaben, die sich stimmig anfühlen – nicht nur sinnvoll.“
Sinn erscheint hier nicht als Selbstverwirklichung, sondern als geteilte Wirklichkeit.
Hoffnung liegt in kleinen, konkreten Momenten
Viele Antworten zeigen, dass Hoffnung nicht abstrakt ist. Sie ist an Erinnerungen gebunden.
„Ein Spaziergang im Herbstlicht.“
„Das Lachen meiner Tochter.“
„Ein Abend ohne Handy.“
„Ein Moment, in dem ich ganz bei mir war.“
Diese Erfahrungen werden nicht idealisiert. Aber sie werden erinnert – als Gegengewicht zu Belastung und Unsicherheit.
„Ich weiß jetzt: Es gibt Momente, die mich tragen.“
„Auch wenn es schwierig wird, daran halte ich mich fest.“
Die eigentliche Sorge: sich selbst zu verlieren
Auf die Frage, was Menschen davon abhalten könnte, ihre Wünsche zu verwirklichen, taucht immer wieder dieselbe Sorge auf.
„Dass ich wieder über meine Grenzen gehe.“
„Dass ich mich selbst vergesse.“
„Zu wenig Zeit für mich.“
„Zu viel Druck von außen.“
Es ist selten die Angst vor dem Scheitern. Es ist die Angst, innerlich den Kontakt zu verlieren.
„Ich möchte nicht wieder so funktionieren wie letztes Jahr.“
„Ich will mir treu bleiben – auch wenn es schwierig wird.“
Nicht dein nächstes Jahr, sondern dein Sinn ruft dich – leise
All diese Stimmen machen deutlich: Ikigai zeigt sich selten laut. Es zeigt sich nicht in großen Vorsätzen oder ambitionierten Plänen. Es zeigt sich dort, wo Menschen ehrlich hinschauen – auf das, was trägt, und auf das, was zu viel geworden ist.
Ikigai fragt nicht: Was sollte ich tun? Es fragt: Was gibt meinem Leben unter diesen Bedingungen Wert?
Gerade zwischen den Jahren entsteht dafür ein besonderer Raum. Ein Raum, in dem wir nicht sofort handeln müssen. Ein Raum, in dem wir wahrnehmen dürfen, was uns bewegt – ohne es gleich zu bewerten oder zu verändern.
Deshalb laden wir dich ein, diese Zeit bewusst zu nutzen. Vielleicht beginnst du mit einer einfachen Frage:
Was hat mich in diesem Jahr wirklich getragen?
Wo habe ich Sinn erlebt – und wo bin ich müde geworden?
Was braucht mein Leben jetzt, damit es stimmig bleiben kann?
Unsere Neujahresreflexion und die Ikigai-Impulse bei Finde Zukunft möchten genau dafür einen Rahmen bieten: ruhig, fundiert und im Sinne des ursprünglichen Ikigai nach Mieko Kamiya.