Kintsugi & Ikigai - Halt finden, wenn es bebt
Wenn wir Gefahren wittern, schauen wir uns um – wir versuchen sie im Sichtbaren zu entdecken.
Doch vieles findet unterhalb der Oberfläche statt.
Die große Welle vor Kanagawa ist ein berühmter Holzstich. Das Bild des Künstlers Hokusai stammt auf dem frühen 19. Jahrhundert und ist steifem in vielen Variationen auf T-Shirt und Bildern gelandet.
Es zeigt eine Welle und wer genauer hinschaut, entdeckt mehrere Fischerboote mit Menschen, die die Welle überqueren wollen.
Es ist stürmisch, die Wellen wirken gewaltig und bedrohlich. Das Bild steht still – es ist nicht klar, wie die Boote die riesige Welle überqueren können. Das Gemälde widmet sich vordergründig den Wellen und dem Geschehnis auf dem Wasser. Im Hintergrund ist der Berg Fuji zu erkennen. Er trohnt majestätisch. Ihn scheint nichts aus der Ruhe zu bringen. Er strahlt in dem Bild fast eine Ruhe aus, so als wäre er das Zentrum des Sturmes.
Neben der aufgehenden Sonne ist das Bild des Fuji mit seinem weißen Schneegipfel ein zentrales Symbol für Japan. Die Japaner*innen haben große Ehrfurcht vor dem Berg – daher wird er auch als Fuji-san angesprochen.
Er verkörpert eine Schönheit, die viele Menschen als heilig empfinden.
Den Legenden nach steht Fuji-san für „Unsterblichkeit“. Vielleicht ist das auch seine symbolische Bedeutung in dem Bild der berühmten Welle vor Kanagawa.
Wenn wir uns Bilder oder Videos von Fuji-san anschauen, ist es nicht schwer, seine Anmut und Schönheit zu erkennen. Der Berg hat zu jeder Jahreszeit etwas Majestätisches – besonders wenn sich sein Bild auf einem der fünf großen Seen spiegelt
Dies ist es seine äußere Schönheit. Im Inneren schlummert Gefahr.
Der Berg ist ein Vulkan und ist immer noch aktiv. Er ist seit dem Jahr 781 mehr als 15 Mal ausgebrochen.
Seit einem Ausbruch im Jahr 1707 ruht der Berg Fuji jedoch, und die letzten Anzeichen von vulkanischer Aktivität gab es in den 1960er Jahren. Wegen der großen Schäden, die ein Ausbruch verursachen würde, wird der Fuji 24 Stunden am Tag überwacht.
Wer in Japan wandert, wird in vielen Vulkanregionen vor dem Austritt von Schwefel gewarnt. Es ist tatsächlich überlebenswichtig, auf sicheren Pfaden zu bleiben – und ein etwas unheimliches Gefühl zu wissen, dass die Gefahr unterhalb der Oberfläche ist.
Japan hat noch etwa über 40 aktive Vulkane. Gemessen an der Größe gibt es neben Indonesien kaum ein anderes Land, dass über so eine hohe Vulkandichte verfügt.
Noch gefährlicher sind die Geschehnisse unterhalb der Oberfläche. Viele Vulkanausbrüche finden unter Wasser statt. Japan grenzt an den sogenannten "Pazifischen Feuerring“. In der Nähe der Insel Hokkaido im Norden Japans schiebt sich die Pazifische Platte mit einer Geschwindigkeit von 70 mm pro Jahr in Richtung Westen. Sie trifft dort auf die Nordamerikanische Platte. Diese minimale Bewegung hat große Auswirkungen: Durch das Aufeinanderstoßen der Erdplatten bebt die Erde in Japan bis zu 5.000 Mal.
Das größte Erdbeben 2011 führte zur Katastrophe von Fukushima.
Das erste Beben dauerte nur 150 Sekunden, doch veränderte die Region für immer. Es hatte Folgen für das ganze Land – und für die ganze Welt.
Das Erdbeben löste einen gewaltigen Tsunami aus, dessen über 10 Meter große Welle große Teile überflute und zur Katastrophe von Fukushima führte. Die Auswirkungen sind noch heute nicht bewältigt.
Woran orientierst du dich, wenn du mit unruhigen Gewässern konfrontiert wirst?
Während des Schreibens des Buches über Ikigai und Kintsugi kehrte ich immer wieder zum ikonischen Jahrhundert-Holzschnitt von 'Die große Welle vor Kanagawa' zurück.
Es hört nie auf, mich zu inspirieren. Du kannst viel über Folgendes lernen:
• Widerstandsfähigkeit
• Ausdauer
• Richtung
Das Bild handelte nicht von der Welle - es war Teil einer Serie von Holzschnitten über den Berg Fuji, den die japanischen Menschen als "Fuji-san" ehren.
Es ist erstaunlich, wie ruhig Fuji-san mitten im Sturm bleibt.
Der Legende nach repräsentiert Fuji-san die Unsterblichkeit.
Die Wellen sehen riesig und bedrohlich aus - es ist nicht klar, wie die Boote die riesige Welle überqueren können.
Ich stelle mir vor, dass der Mt. Fuji ihnen wie ein Leuchtturm Anleitung gibt.