Drei Wochen in Japan – Teil 1

Ein Torii auf der Insel Naoshima markiert den Übergang vom Alltäglichen zum Sakralen.

Einleitung

Drei Wochen in Japan. Seit meiner Schulzeit träumte ich davon, diesen Plan irgendwann einmal umzusetzen. Der Traum wurde für mich im Oktober 2023 wahr, als ich mich mit meinem besten Freund auf die Reise machte das Land zu erkunden, von dem wir so viel Gutes gehört hatten.
Was Gastfreundschaft und der Dschungel damit zu tun haben, erzähle ich Dir im folgenden Beitrag.

Zwischenstopps auf unserer dreiwöchigen Reise durch Japan.

Hajimari – Ein Neuanfang

In der japanischen Kultur hat ‘hajimari’ (始まり) eine symbolische Bedeutung. Es steht für einen Neuanfang, der einen Weg für die Entfaltung von Ereignissen ebnet. Hajimari kann Gefühle der Vorfreude, der Hoffnung und des Potenzials für Veränderung hervorrufen. Es kann auch den Beginn einer Reise, eines Projekts, einer Beziehung oder einer Ära beschreiben. Der Begriff steht für einen Ausgangspunkt oder den Beginn von etwas Bedeutendem.

Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als nach über zwanzig Stunden Reisezeit unsere Füße zum ersten mal japanischen Boden berührten. Die Müdigkeit, die sich während des langen Fluges eingeschlichen hatte, wich in diesem Moment einem elektrisierenden Gefühl der Vorfreude. Der kurze Weg vom Flugzeug über die Gepäckausgabe des Narita Airports zum Busterminal führte mir noch einmal mit aller Kraft vor Augen: Hier wartet etwas völlig neues auf mich. Dinge, die meine Augen noch nicht gesehen, meine Nase nicht gerochen und meine Zunge nicht geschmeckt hatten. Ein Neuanfang, der das Potenzial hatte, mich wieder in eine Art kindliche Ehrfurcht zu versetzten. Bereits die Beschilderung am Flughafen lies darauf schließen, dass wir mit Englisch nicht weit kommen würden. Es wurde uns klar, dass wir über die Maßen aufmerksam sein müssten, wenn wir uns gut zurecht finden und am japanischen Leben teilhaben wollten.

Viel Platz für Gedanken – das Blätterdach des Regenwaldes auf Okinawa

Die Gastfreundschaft UND Der Dschungel

Auf Okinawa, Japans tropischer Inselkette im Ostchinesischen Meer, trafen wir einen guten Freund, der uns aufgrund seiner japanischen Herkunft einen Einstiegskurs in die lokale Kultur gab. Er, der selbst jahrelang in Deutschland und der Schweiz gelebt hatte, berichtete uns von dem Wert, den Gastfreundschaft auf der Insel einnimmt und lud uns zu einem Abendessen in ein Restaurant ein, dessen Besitzer er kannte. Drei Stunden, vier Gänge und viele Biere später, saßen wir mit den Gastwirt gemeinsam an einem Tisch und tauschten uns über unsere Träume und Ziele im Leben und unsere Pläne in Japan aus. Auf meine Frage, worin er sein Ikigai, seinen Lebenssinn sehe, antowrtete er mir, dass er sich der Gastfreundschaft verschrieben hatte und bestätigte so die These unseres Freundes. Menschen einen Ort der Zusammenkunft zu bereiten und Ihnen die lokalen Köstlichkeiten nahezubringen, darin bestehe seine Lebensaufgabe und seine Erfüllung. Ich ging aus dem Abend mit einem beflügelten Gefühl, dass der Austausch mit Japanern trotz meiner Sprachbarriere möglich und Körpersprache dazu ein unverzichtbarer Teil der Kommunikation sein würde. Die Gastfreundschaft und Offenheit, die uns an diesem Abend entegegengebracht wurde war nur ein Vorbote für das, was uns noch erwarten sollte.

Morgentliche Übequerung eines Baches im Dschungel des Yanbaru Nationalpark auf Okinawa.

Am nächsten Morgen ging es für uns in den Yanbaru Nationalpark, wo wir mit unserem japansichen Freund eine entlegene Waldhütte angemietet hatten und drei Tage verbringen wollten. Die Anreise zu unserem neuen Zuhause gestaltete sich schwieriger als gedacht. Bepackt mit Rucksack, Lebensmitteln und Mückenspray wanderten wir mit unserem Gastgeber über Trampelpfade und durch Dschungelbäche und wurden von ihm darauf hingewiesen, immer einen Gehstock zur Verteidigung gegen Schlangen mitzunehmen, mit denen wir uns den Dschungel teilen würden. Schließlich wurden wir auf einer Lichtung am Bach von einem kleinen Holzhaus begrüßt, in dem die Zeit stehengeblieben war. Beim Betreten des Hauses bemerkte ich als erstes den reichen Geruch von altem Holz, Räucherstäbchen und Wald und spührte sofort ein tiefe Verbundenheit zu diesem Ort. Die Stille und besonders die Abwesenheit von (Unterhaltungs-) Elektronik, strahlten eine Kraft der Ruhe aus. Die zeitlose, natürliche Qualität dieses Ortes brachte mich in einen achtsamen Zustand, der die gesamte Zeit anhalten sollte.

Unser Einladung zum Grillen folgten zwei weitere Freunde aus Osaka, die sich spontan dazu entschieden, uns bei einem Besuch im Dschungel kennenzulernen. Während wir Makrelen, Pilze und Gemüse verköstigten, verbrachten wir den Abend damit, uns Geschichten zu erzählen, Japanische Lieder zu singen und mit Hilfe unserer neuen Freunde die weitere Reise zu planen. Wir machten aus, dass wir uns in Osaka und Tokio wiedersehen würden und schufen konkrete Pläne für Restaurant- und Museumsbesuche. Das gegenseitige Interesse schuf einen Raum des respektvollen Autsausches und erfüllte mich mit einem Gefühl großer Dankbarkeit für diese wundervolle Begegnung.

Minimalismus – der Schlüssel zum Erfolg dieses Mitarbeiters des Itoman Umanchu Fischmarktes.

Fangfrisches Ikigai

Ein weiteres besonderes Erlebnis auf Okinawa waren für mich die Einblicke in die lokale Fischwirtschaft, die überall auf der Insel ihre Spuren hinterlässt. Wohin man auch fährt, überall sieht man Fischerboote, Werbung für frischen Fisch und Markthallen, in denen man fangfrisch die Vielfalt der Meere erkosten kann. Für mich ging mit einem morgendlichen Besuch des Itoman Umanchu Fischmarktes ein weiterer Traum in Erfüllung. Als ich im Alter von Sechzehn Jahren meinen ersten Job auf dem Wochenmarkt als Fischverkäufer anfing, hätte ich nie gedacht, dass ich im Laufe der Jahre eine Liebe für das Thema entwickeln würde. Die Vielfalt der hochwertigen Produkte, sowie die Ordnung und Professionalität in der Verarbeitung durch das erfahrenen japanische Personal sorgten dafür, dass ich mich auf Anhieb in den kleinen Markt verliebte. Ein älterer Herr bemerkte mein Interesse für das Thema zeigte mir, wie man einen Thunfisch optimal filetiert. Unverhofft bekam ich eine Lektion von einem waschechten Fisch-Experten, der eine anschließende Verkostung von Thunfischbauch folgte. Rückblickend war dies das beste Frühstück, was ich mir hätte vorstellen können. Den alten Herrn und mich verband in diesem Moment unsere Liebe für die gleiche Sache. Ohne viel miteiander zu reden, teilten wir diesen schönen Augenblick miteinander. Gerne würde ich einmal eine Fotoreihe machen, die die Reise des Fisches vom Ozean bis ins Restaurant beschreibt. Vielleicht wird dieser Traum beim nächsten Mal wahr.

Lecker und hochwertig – wer Fisch mag, kommt auf Okinawa auf seine Kosten.

Wie es weiter geht

Im weiteren Verlauf dieser Serie werden wir Zwischenstopps auf Naoshima Island, Osaka und Kyoto machen, bevor es in den urbanen Dschungel der Metropole Tokio geht. Hier werden wir einen Reichtum an Kontrasten erleben und Einblicke in das moderne Japan erhalten. Ich freue mich, Dich weiter mit auf meiner Reise durch Japan nehmen zu dürfen. Sei gerne beim nächsten Mal wieder mit dabei. Dein Felix.

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