Trudy Boyle: We don't know our expiry date
Wie uns Ikigai in schweren Herausforderungen hilft
Trudy Boyles Leben änderte sich schlagartig, als bei ihr Brustkrebs diagnostiziert wurde. Den Tag, an dem sie am Telefon von ihrer Krankheit erfuhr, wird sie nie vergessen: „Es tut mir leid, Trudy“, sagte ihr Arzt Dr. Cote, „aber du hast Brustkrebs. Ich muss es dir am Telefon sagen, denn es ist Freitag und wir haben keine Zeit zu verlieren".
Schon am folgenden Montag sollte Trudy zur Biopsie und ein paar Tage später zum Chirurgen. Es folgten viele anstrengende Behandlungen und Tage voller Todesangst.
Doch Trudy hat ihren Lebensmut nicht verloren. Im Gegenteil, heute hilft sie anderen in der gleichen Situation: Sie gibt Kurse, schreibt einen Blog und hat ihre Erfahrungen in dem Buch „Ikigai and Illness: A Guide to Living Fully with Purpose, Meaning, and Joyful Moments” veröffentlicht, um Menschen mit schweren Krankheiten zu helfen, ihren Lebensmut nicht zu verlieren.
Wir hatten das Glück, Trudy zu treffen und mit ihr über Ikigai, Schicksale, Humor und ihre Einstellung zum Leben zu sprechen.
Nach ihrer Diagnose schöpfte Trudy Kraft aus einem Zitat des Japaners Dr. Jinroh Itami:
Heute gilt Trudy als geheilt, ist sich aber bewusst, dass ihre Krankheit immer wiederkehren kann. Sie hilft nun täglich anderen kranken Menschen, sich von ihrer Krankheit nicht aufhalten zu lassen. Sie ermutigt sie, die unmittelbare Angst vor dem Tod mit der Ikigai-Perspektive zu überwinden. Anderen zu helfen ist eine ihrer Ikigai-Quellen. Ihr 12-jähriger Enkel hat es einmal so ausgedrückt:
Es ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen, dass wir uns besser fühlen, wenn wir etwas für andere tun. Es gibt uns ein Gefühl der Selbstwirksamkeit, das zu psychischer Gesundheit führt. Es muss nicht immer etwas Großes sein, es kann ein kleiner Gruß, ein kleines Dankeschön, eine Tasse Tee oder eine SMS für jemanden sein. Was auch immer es ist, es sind die kleinen Schritte, die zählen. Auch wenn sie für uns klein sind, können sie für andere groß sein.
Trudy lehrt uns, was es bedeutet, zu akzeptieren und daraus etwas Bedeutungsvolles zu kreieren.
Für sie ist ein japanischer Begriff sehr wichtig: “Arugamama”. Dieses Wort bedeutet Akzeptanz und Anerkennung, dass die Dinge so sind, wie sie sind. Es ist ein philosophisches Prinzip, nicht gegen die Umstände anzukämpfen, sondern sie zu akzeptieren. Das findet sich in den Künsten wieder, zum Beispiel in der Kalligraphie, wo ein gemalter Strich nicht nachträglich korrigiert wird. “Arugamama” ist verbunden mit “ichi-go ichi-e" – eine Sache auf einmal. Beides zusammen ist sehr kraftvoll:
Ich konzentriere mich ganz auf die eine Sache, auf den einen Moment – und akzeptiere die Dinge so, wie sie sind.
Über Ikigai sagt Trudy:
Was wir von Trudy lernen können: Wie viel mehr dürfen wir uns freuen und lachen, wenn es Menschen mit schweren Krankheiten gelingt!
Mehr über Trudy’s Leben und Ikigai: Das Geheimnis der kleinen Dinge, findest du im Ikigai-Buch von Klaus Motoki Tonn.